ZUM TAGE

Berechtigte Fan-Kritik am Kirmespokal

von Redaktion

DFL-Supercup

Dass der Männer-Profifußball aus dem Ruder läuft, ist ja eh klar. Alle wissen mittlerweile, dass in dem finanziell völlig aufgeblähten System viel zu viel Geld steckt (2023 machte die DFL einen Umsatz von 5,24 Milliarden Euro). Die Verbände und Clubs folgen treu der Gewinnmaximierung und ignorieren – wenn nötig – auch mal menschenfreundlichere Werte. Das ist einer der Gründe dafür, dass die Fußballbegeisterung in Deutschland rückläufig ist. Eine Allensbach-Umfrage aus dem Juli vergangenen Jahres zeigt: 2019 sagten etwas mehr als 24 Millionen Deutsche, sie seien „ganz besonders“ an Fußball interessiert. 2023 waren es nur noch rund 20 Millionen Deutsche.

Die Tendenz sinkt, die absolute Zahl an Fußballbegeisterten ist aber immer noch horrend hoch. Da drängt sich die Frage auf, wie die immer noch Begeisterten eigentlich mit dieser Entfremdung umgehen. Die Motive sind natürlich unterschiedlich, die Grundvoraussetzung für Fußballbegeisterung ist mittlerweile aber relativ klar: das Aushalten von Ambivalenz. Auf der einen Seite ist da eine zutiefst erwachsene Haltung, nämlich kritisches Reflektieren, auf der anderen Seite eine zutiefst kindliche Haltung, nämlich affektive Verzückung. Diese Seiten müssen vereint werden.

Diese Situation birgt allerdings die Gefahr, in Fatalismus zu verfallen, dieses seltsame System also schicksalsergeben und passiv hinzunehmen, und jede weitere Entfremdung ebenfalls. Ohne Erregung oder in Opposition zu treten.

Und genau da kommt die aktive Fanszene ins Spiel. Denn schon seit Jahren paart sie diese Ambivalenz nicht mit Fatalismus, sondern mit Aktivismus. In Erinnerung sind vielen noch die Proteste zu Jahresbeginn, als die DFL einen Investor suchte, die aktive Fanszene dadurch die 50+1-Regel in Gefahr sah und daraufhin so lange Spiele störte, bis der Investoreneinstieg abgeblasen wurde.

Das war ein Moment der Selbstwirksamkeit für die aktive Fanszene und hoffentlich Ermutigung dafür, auch auf kleinere Missstände viel regelmäßiger hinzuweisen. Ein guter Anfang wird am Samstag gemacht: Wenn Bayer Leverkusen gegen den VfB Stuttgart im DFL-Supercup spielt, werden die aktiven Fanszenen beider Clubs fernbleiben, aus Protest dagegen, dass ihnen ein DFB-Pokalwochenende wegen eines solchen „Kirmespokal“ genommen wird.

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