Und dann war der „Kirmespokal“ auf einmal doch wichtig: Leverkusen feierte sich, nachdem man das Spiel gedreht hatte. © dpa/Bernd Thissen
Leverkusen – Am Ende der nächsten dramatischen Wiederauferstehung reckte Xabi Alonso fast schon routiniert die hart erkämpfte Trophäe in die Höhe. Nach der Meisterschale und dem DFB-Pokal hielt der erfolgsverwöhnte Spanier diesmal zwar „nur“ den Supercup in den Händen, doch der erste Titel der Saison weckte gleich wieder den Hunger der unersättlichen Überflieger von Bayer Leverkusen.
Es scheint so, als mache der Double-Gewinner unbeirrt da weiter, wo er in der Vorsaison aufgehört hat. Dieses irgendwie erwartbare, aber einmal mehr nicht zu verhindernde späte Comeback der Leverkusener sei „eine klare Message an die anderen Mannschaften“, betonte Kapitän und Torhüter Lukas Hradecky nach dem Sieg im Elfmeterschießen in einem hitzigen Duell mit dem Vizemeister VfB Stuttgart. Was folgte, war eine Kampfansage an die Konkurrenz um Bayern München. Es sei „ein klares Signal, dass wir wieder dabei sein wollen“.
Im von Teilen der organisierten Fans boykottierten und als „Kirmespokal“ verspotteten Supercup hatte Bayer lange wie der Verlierer ausgesehen. Doch in dem mitreißenden, höchst emotionalen Schlagabtausch bewies die Werkself nach der frühen Roten Karte gegen Neuzugang Martin Terrier (37.) mit dem späten 2:2 (1:1) durch Patrik Schick (88.) erneut die Comeback-Qualitäten, die die Gegner in der Vorsaison schier unzählige Male zur Verzweiflung getrieben hatten. Im Duell der spielstärksten Teams der abgelaufenen Saison ließ sich die Werkself erneut nicht von den bärenstarken Schwaben beeindrucken.
Er wisse nicht, ob Leverkusen nun der Favorit auf die Meisterschaft sei, es sei ihm aber auch egal, meinte Hradecky. Es habe sich jedenfalls gezeigt, „dass wir diesen Hunger nicht verloren haben“. Und: Er freue sich auch, „dass wir diese späten Comebacks nicht vergessen und nicht irgendwo am Strand liegen lassen haben“.
Es klang wie eine weitere Warnung an die nationale Konkurrenz, die es in der Vorsaison nicht geschafft hatte, Bayer auch nur einmal zu schlagen. Setzt sich der Wahnsinnslauf der Werkself also ungehindert fort?
Aus Alonsos Sicht war es zumindest wichtig, dass seine Spieler vor dem Bundesliga-Auftakt am Freitag (20.30 Uhr/DAZN und Sat.1) bei Borussia Mönchengladbach rechtzeitig in den Wettkampfmodus schalteten. „Das Adrenalin ist zurück“, sagte der Spanier. „Die großen Emotionen und die Mentalität“ beim späten Ausgleich und dem anschließenden 4:3-Erfolg im Duell vom Punkt seien das, „was wir unbedingt brauchen“. In der Liga werde es schließlich darum gehen, betonte Antreiber Robert Andrich, „dass uns jedes Team schlagen will“. Leverkusen tue „gut daran, demütig zu bleiben“.
Die Mannschaft ist dank neuer Spieler wie dem Spanoer Aleix Garcia aber keineswegs schlechter geworden, dazu deutet vieles auf einen Verbleib von Jonathan Tah hin, der zum FC Bayern gewollt hatte (und es vielleicht immer noch will). Auch deshalb sieht Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes Bayer für die neue Rolle als Titelverteidiger gerüstet. „Es ist wichtig, dass wir diese Energie wieder spüren“, sagte er: „Das gibt uns sicherlich auch Schwung für die nächsten Spiele.“
SID