Im Kreis der Kollegen ist Leon Goretzka aber weiterhin hochwillkommen. © AFP/ANTHONY WALLACE
München – Neue Woche, neues Glück? Das gilt wohl eher nicht für Leon Goretzka. Wenn die Mannschaft des FC Bayern am Dienstag ihr letztes Testspiel in der Vorbereitungsphase gegen Grasshopper Zürich am Campus bestreitet (11.30 Uhr), wird im Bayern-Kader mit großer Wahrscheinlichkeit erneut kein Platz für den Mittelfeldspieler sein. Gleiches gilt für den Bundesliga-Auftakt am kommenden Sonntag beim VfL Wolfsburg (15.30 Uhr, DAZN). In München haben sie keine Verwendung mehr für den 29-Jährigen. Daran ließen die Verantwortlichen mit ihren Aussagen nach dem 4:0-Pokalerfolg beim SSV Ulm keinen Zweifel – auch dort suchte man den Namen Goretzka auf dem Spielberichtsbogen vergebens.
„Wie heißt das so schön? Wir haben keinen Geldscheißer. Wir müssen auch schauen, dass alles funktioniert und passt“, sagte Sportvorstand Max Eberl, als er auf den Wechsel von Matthijs de Ligt zu Manchester United angesprochen wurde. Sätze, die man auch für Goretzka gelten lassen könnte. Immerhin zählt der Mittelfeldspieler mit einem geschätzten Jahresgehalt von bis zu 18 Millionen Euro zu den Top-Verdienern. Bei diesem Posten sieht die sportliche Leitung Einsparpotenzial, zumal das Zentrum mit Neuzugang Joao Palhinha, Mittelfeld-Rückkehrer Joshua Kimmich, Eigengewächs Aleksandar Pavlovic und Pressing-Monster Konrad Laimer mehr als ausreichend besetzt ist – und mit Javier Fernandez ein weiterer Youngster auf dieser Position an die Profi-Mannschaft herangeführt werden soll.
„Es ist so, dass wir mit Spielern ganz offen sprechen. Das machen wir nicht in der Öffentlichkeit, aber hinter den Kulissen. Wir reden ganz offen über die Chancen. Wir haben einen sehr guten Kader, und wir haben im Mittelfeld noch einmal nachgelegt“, erklärte Eberl und verriet: „Spieler wissen auch, wenn ihre Situation schwierig sein kann. Das haben wir klar kommuniziert, und dementsprechend ist das kein Thema für uns.“ Doch um Goretzka wirklich final vom Hof zu jagen, bräuchte es erst einmal Interessenten. Und bisher sind noch keine Angebote für den Verkaufskandidaten eingegangen. Anfragen seien „aktuell nicht das große Thema“, sagte Sportdirektor Christoph Freund, „aber natürlich gibt es für Leon Goretzka einige Interessenten, weil er einfach ein sehr guter Spieler ist“. Interesse soll es unter anderem von Atlético Madrid und dem SSC Neapel geben.
Mit Blick auf die WM 2026 riet am Sonntag auch DFB-Sportdirektor Rudi Völler Goretzka zu einem FCB-Abgang. Wenn er nicht auf seine Spiele komme, mache es „wahrscheinlich Sinn, dann zu wechseln – wenn er diese Ansprüche noch hat, und die Qualität hat er ja logischerweise immer noch, dann noch auf den WM-Zug raufzuspringen“, sagte Völler im Sport1-„Doppelpass“.
Seine Teamkollegen stellen sich derweil hinter Goretzka. „Was in den nächsten Tagen und Wochen oder sonst wann passiert, wird man dann sehen. Aber Leon ist einer von uns. Er zeigt als Mitspieler, wie wichtig wir ihm sind. Das ist gegenseitig genauso“, sagte Pokal-Doppeltorschütze Thomas Müller (Seite 24). Kimmich betonte, dass er gerne mit Goretzka auf dem Platz stehe: „Wir alle wissen, dass wir sehr, sehr gute Freunde sind. Dementsprechend tut es mir für ihn ein bisschen leid. Das ist die Entscheidung des Trainers und des Vereins.“
MANUEL BONKE