„Heidenheimisierung“

von Redaktion

Traditionsvereine versinken – „Zwerge“ steigen in die Bundesliga auf

Absteiger: Der Traditionsverein aus Köln verabschiedete sich letzte Saison aus der Bundesliga. © Bernd Feil/M.i.S.

Sieben Jahre Zweite Liga: Dem Hamburger SV gelingt der gewünschte Aufstieg bis jetzt nicht. © Philipp Szyza

Unterschätzt: Hoffenheim hält sich als Underdog weiterhin sicher in der Bundesliga. © Thomas Voelker

Zwerg in der Bundesliga: Heidenheim beginnt die zweite Saison ganz oben. © IMAGO/Eibner-PresseFoto

Köln – Kiel statt Köln, Heidenheim statt Schalke, dazu die „unkaputtbaren“ Klubs aus Augsburg, Wolfsburg, Hoffenheim oder Mainz: Mit so vielen „Zwergen“ wie nie startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison, die Diskussionen darüber laufen heiß. Denn während Traditionalisten die Nase rümpfen und den Hamburger SV, Kaiserslautern oder die Hertha ganz oben vermissen, feiern Romantiker den Sieg der Kleinen gegen die Großen.

Die „Verzwergung“ der deutschen Eliteliga ist offensichtlich: Im Oberhaus spielen nur noch neun deutsche Meister, ein Klasse tiefer dagegen zwölf – mit dem ehemaligen DDR-Champion Magdeburg sogar 13. Und: Nur noch vier Gründungsmitglieder sind erstklassig, nie waren es weniger. In der 2. Bundesliga finden sich dagegen gleich neun der Pioniere von 1963.

Der Trend ist eindeutig – und bereitet auch Sorgen, schließlich wird die internationale Vermarktung nicht leichter. „Wir müssen wachsam sein, dass die Bundesliga ein absolutes Premiumprodukt bleibt“, hatte Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann schon 2021 im Mannheimer Morgen gesagt. Was er meint: In China werden wohl eher wenige Fans in der Nacht aufstehen, um Heidenheim gegen Hoffenheim zu sehen. „Durch die Abstiege einiger großer Traditionsvereine in die 2. Liga verlieren wir an Reichweite und Schlagkraft. National, aber auch international sinken die Erlöse aus der Medienrechteverwertung“, so Hellmann vor drei Jahren. Seither hat sich der Trend eher noch fortgesetzt. Schaut man auf die „ewige“ Tabelle der Bundesliga, sind nur noch zehn der 20 besten Klubs erstklassig.

Und doch verwundert die Abneigung, die vielen „Dorfvereinen“ gerade von einigen Fans abgestürzter Großklubs widerfährt. Eigentlich mögen auch Traditionalisten die David-schlägt-Goliath-Geschichten – so lange es nicht sie selbst trifft. Verkannt wird auch gerne, dass manch gefallener Topclub schlicht die Quittung für jahrelange Misswirtschaft kassiert hat, während andere Vereine Saison für Saison skandalfrei und sauber arbeiteten und dafür belohnt wurden.

Bestes Beispiel ist die TSG Heidenheim. Wenn er von einer „Verzwergung“ oder gar „Heidenheimisierung“ der Bundesliga lese, müsse er „schmunzeln“, sagt FCH-Vorstandsboss Holger Sanwald: „Das Ligasystem lebt gerade davon, dass es atmet und immer Platz für Neues entsteht“. Fakt ist aber auch: Die Liga will in ausländischen Märkten die TV-Erlöse ankurbeln, die aktuell nur bei 200 Millionen Euro jährlich liegen.

Klubs wie Schalke, Köln und der HSV mit ihren meist ausverkauften Arenen und die zahlreichen treuen Fans würden da helfen. Doch die Stadien werden eher kleiner: Noch 2011/2012 verkauften die 18 Erstligisten 483335 Dauerkarten, in der neuen Saison sind es nur noch etwa 415000.
SID

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