München – Die deutsche Nationalmannschaft sucht einen neuen Oberboss. Rund zwei Monate nach dem Viertelfinal-Aus bei der Heim-Europameisterschaft hat Ilkay Gündogan seine DFB-Karriere beendet. Der Mittelfeldspieler macht im Alter von 33 Jahren und nach 82 Länderspielen für Deutschland Schluss.
„Bereits vor dem Turnier verspürte ich in meinem Körper, aber auch in meinem Kopf eine gweisse Müdigkeit, die mich zum Nachdenken brachte“, erklärte Gündogan, der auch beim FC Barcelona vor dem Aus steht, aber weiterhin als Profi spielen wird.
Bundestrainer Julian Nagelsmann war eigenen Aussagen zufolge davon ausgegangen, dass er zum Auftakt der Titel-Mission bei der Weltmeisterschaft 2026 weiter mit dem Führungsspieler planen könne. Nun stellt sich die Frage: Wer übernimmt das Kapitänsamt von Gündogan?
Als Favorit gilt Joshua Kimmich (29). Der Bayern-Star war einer der Stellvertreter Gündogans. „Es würde mich wundern, wenn er nicht der neue DFB-Kapitän wird“, sagt Sky-Experte Didi Hamann unserer Zeitung. „Kimmich hat immer seinen Mann gestanden. Seit der Corona-Geschichte wird er pausenlos kritisiert. Gefühlt kann er es keinem Recht machen. Trotzdem stellt er sich regelmäßig und bringt Leistung. Er ist auch stressresistent. Kimmich ist aus meiner Sicht als DFB-Kapitän absolut geeignet“, erklärt der 59-fache Nationalspieler.
Toni Kroos hatte seine Profi-Karriere nach der EM komplett beendet. Thomas Müller hat sich dazu entschieden, nicht mehr für die Nationalmannschaft zu spielen. Ob der frühere langjährige Kapitän Manuel Neuer im DFB-Tor weitermacht, ist derzeit offen. „Es wird sicherlich vor der Nominierung bis dahin wird es eine Entscheidung geben, was Manuel angeht“, sagte Völler.
Am 29. August nominiert Nagelsmann den Kader für die bevorstehenden Spiele in der Nations League gegen Ungarn in Düsseldorf (7. September) und die Niederlande in Amsterdam (10. September). Vermutlich ohne Neuer. Laut „Bild“ wolle er Ende des Jahres wieder zurück im DFB-Tor sein.
Auf der Marketing-Reise mit dem FC Bayern in Südkorea ließ Neuer mit folgender Aussage aufhorchen: „Toni Kroos hat ja auch ein bisschen länger Pause gemacht – und dann kam er zum Turnier wieder zurück.“ Der Torwart deutete die Option einer DFB-Auszeit an, um womöglich in Richtung WM 2026 doch noch zurückzukehren. Ein Szenario, das vor allem der langjährigen Nummer zwei Marc-André ter Stegen (32/FC Barcelona) gar nicht gefallen dürfte.
„Ich halte es für ausgeschlossen, dass Manuel Neuer monatelang DFB-Pause macht und dann zum Turnier wiederkommen würde. Für mich ist das keine Option. Da muss der DFB aufpassen“, meint Hamann. „Mit Blick auf große Turniere und die bevorstehenden Qualifikationsspiele muss man einem Torhüter klar das Vertrauen aussprechen. Auf der Position sollte man sich festlegen und auch einen Schnitt machen.“ Bei der Weltmeisterschaft in zwei Jahren in Kanada, Mexiko und den USA wäre Neuer 40 Jahre alt.
Klar ist: Die Hierarchie und auch die Achse der Nationalmannschaft werden sich beim DFB-Team verändern. Womöglich dann mit Kimmich als Kapitän.
PHILIPP KESSLER