Der Geld-Report

von Redaktion

„Kleine Brötchen backen“: Überblick über die finanzielle Lage der Bayern

Dreesen (li.) und Kahn arbeiteten zusammen. © IMAGO

Gute Laune trotz Gehalts-Sparkurs: Sportdirektor Freund (li.) und Sportvorstand Eberl. © Ulmer/IMAGO

München – Finanz-Geständnis von Max Eberl. „Wir können nicht alle Topspieler halten, das Gehaltsgefüge können wir nicht stemmen“, sagte der Sportvorstand des FC Bayern am Dienstag. „Vielleicht muss man ein bisschen kleinere Brötchen backen, um dann wieder einen Kader zu bauen und erfolgreich zu sein.“ Gemeinsam mit Sportdirektor Christoph Freund soll er den FC Bayern in eine sportlich erfolgreichere Zukunft führen – und gleichzeitig auch sparen. Allen voran bei den Gehältern, die angeblich auch durch die Verpflichtung von Lucas Hernandez im Jahr 2019 in die Höhe getrieben worden wären. Gerüchten zufolge soll der französische Verteidiger, der mittlerweile in Paris Saint-Germain spielt, rund 25 Millionen Euro verdient haben. Wie unsere Zeitung erfuhr, waren es eher 16 Millionen Euro.

Der Vorwurf, dass alleine die frühere Chefetage um CEO Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic die Löhne explodieren haben lassen, steht dennoch nach wie vor im Raum. Der Ex-Vorstandsboss wehrt sich vehement. „Die Gehälter wurden stets mit dem Finanzvorstand und dem Aufsichtsrat abgestimmt und freigegeben. Alle waren sich einig“, sagte Kahn dem „Kicker“.

Heißt: Jan-Christian Dreesen, der damals Finanzvorstand war und aktuell als CEO tätig ist, sowie Aufsichtsratschef Herbert Hainer und Ehrenpräsident Uli Hoeneß wären auch involviert gewesen.

Kahn erklärte: „Die Quote der Gehaltskosten für den Spielerkader im Verhältnis zum Umsatz lag wie in der Vergangenheit unter 50 Prozent. Diese Größe ist im Vergleich zu anderen europäischen Klubs, bei denen sie teilweise bei 80 Prozent und mehr liegt, ein Top-Wert.“

Im Geschäftsjahr 2022/2023, nach dem Kahn und Salihamidzic gehen mussten, lag der Umsatz der FC Bayern München AG bei 854 Millionen Euro. Die ambitionierte interne Vorgabe nach unseren Informationen: Immer die Meisterschaft und den DFB-Pokal gewinnen, um die Champions-League-Titel mitspielen, eine Attraktion für die eigenen Fans sein, im Idealfall zu den Top-5 der wertvollsten Clubs der Welt gehören (aktuell laut „Forbes“ Sechster) – und dabei aber nicht zu den fünf Vereinen gehören, die die höchsten Gehälter zahlen.

Auf einem 2024 veröffentlichten Finanzbericht der UEFA standen in der Saison 2022/23 in dieser Hinsicht Paris Saint-Germain (529 Mio.), FC Barcelona (505 Mio.), Manchester City (389 Mio.), Real Madrid (320 Mio.) und Chelsea (keine Angabe, im Jahr zuvor 323 Mio.) vor dem FC Bayern (308 Mio.).

Verdienen die Bayern-Stars zu viel?

Die genannten Spitzenclubs zahlen meist Fixgehälter. Wie unsere Zeitung erfuhr, verdienen die Stars beim deutschen Rekordmeister Grundghälter, die je nach Erfolg und Anzahl der Einsätze steigen können. Nur in Ausnahmefällen könnten die Profis die medial kursierenden Mega-Gehälter von rund 20 Millionen Euro überhaupt erreichen.

Ja, einige Stars sind im Verhältnis der zuletzt gezeignet Leistungen derzeit bestimmt überbezahlt. Wahrscheinlich auch eine Hürde für Eberl und Freund beim Verkauf von Spielern wie Leon Goretzka oder Serge Gnabry, die beim Champions-Leage-Triumph 2020 – kurz vor ihrer Verlängerung – noch mitentscheidend waren.

So oder so: Für einen Club ist es wichtig, früh Planungssicherheit und klare Tendenzen zu haben. Denn: Je näher das Ende eines Kontrakts rückt, desto schwächer wird die Verhandlungsposition der Vereine und seiner Sportvorstände bzw. -direktoren.

Ablösefreie Abgänge unbedingt vermeiden

Hätten die damaligen Verantwortlichen um Kahn mit den einstigen Stammspielern nicht rechtzeitig verlängert, wäre es zu ablösefreien Abgängen gekommen. Diese sollten und sollen unbedingt vermieden werden. Ist das Festgeldkonto nach der Wintertransferperiode mit Verpflichtungen von Spielern wie Sacha Boey (für 30 Mio. Euro von Galatasaray), Bryan Zaragoza (für 17 Mio. Euro von Granada) und Eric Dier (für rund vier Mio. Euro von Tottenham) in Mitleidenschaft gezogen worden? 23,1 Millionen gab es immerhin noch für die in Anbetracht der enttäuschenden Bundesliga-Leistungen unter Ex-Trainer Thomas Tuchel relativ überraschenden Aufstiege ins Viertel- (10,6 Mio.) und Halbfinale (12,5 Mio.) der Champions League.

Risiko bei Kimmich und Sané

Dass der Club unter der sportlichen Leitung von Eberl und Freund mit Zukunftsentscheidungen bei Leroy Sané (Marktwert: 70 Mio. Euro) und Joshua Kimmich (50 Mio. Euro) weiterhin wartet und so ablösefreie Wechsel im Sommer 2025 riskiert, ist bemerkenswert. Auch bei Alphonso Davies (50 Mio. Euro) droht ein ähnliches Szenario im kommenden Jahr.

Eberl und Freund haben keine einfache Herausforderung beim FCB zu meistern. Nur den ehemaligen Bossen Kahn und Salihamidzic für die Münchner Mammutaufgabe die Schuld zu geben, wäre allerdings nicht fair. Bei den heute kritisierten Spielerentscheidungen saßen auch Teile der aktuellen Chefetage mit am Tisch.
P. KESSLER, M. BONKE

Artikel 1 von 11