Was Uli Hoeneß fast so wenig schätzt wie vegane Lebensweise: Wenn Fußball-Fans glauben, sie könnten einen Verein wuppen, weil sie in einem Managerspiel reüssiert haben. Und er hat da auch vollkommen Recht: Einen Kader zusammenzustellen, das geht im echten Leben nicht per Mausklick, man darf einen Spieler auch nie nur für sich sehen, er muss in ein Netzwerk integriert werden. Solch eine Mannschaft, die ist schon wegen all der Zwischenmenschelei ein komplexes Gefüge.
Dennoch: Jetzt, wo die Bundesligasaison wieder losgeht, erliegen wieder Hunderttausende, wenn nicht Millionen in Deutschland dem Reiz, sich auszutesten als Christoph Freund, Markus Krösche, Sven Mislintat oder Marcel Schäfer. Mittendrin im Managergetümmel auch der Autor dieser Zeilen. Die Spielwiese: der Interactive-Manager des kicker, die gängigste Version. Man bekommt ein Budget und muss 22 Stellen besetzen. Das klingt gut: Wenn man Florian Wirtz will, muss man nicht erst Fernando Carro von Bayer Leverkusen bitten, der eh nur sagen würde „Von Klein halte ich nichts, gar nichts, mit ihm würde ich nie verhandeln“, man nimmt sich den Wirtz einfach.
Man will allerdings kein skrupelloser Manager sein, sondern einer mit Werten. Deswegen sind Spieler tabu, die bei RB Leipzig unter Vertrag stehen. Zudem gibt es persönliche Aversionen, etwa in Richtung Union Berlin, daher darf man sich nicht herablassen, einen von denen zu nehmen. Und: Man will ein Manager sein, der nicht einfach das Naheliegende tut. Klar hätte man früher Robert Lewandowski verpflichten können oder jetzt mit Harry Kane auf Nummer sicher im Sturm gehen. Doch wie viel größer wird die Bewunderung der Community sein, wenn man es ohne Bayern an die Spitze schafft und den Angriff breit fächert mit zum Beispiel Tim Kleindienst (Mönchengladbach), Hugo Ekitike (Frankfurt) und Samuel Essende (Augsburg), dem – vielleicht – Serhou Guirassy für Sparsame?
Der Kommentator ist wie vor jeder Saison zuversichtlich. Bis ihn in der Manager-Liga wieder der Kollege vom Spiegel abhängt, der seinen Kader in fünf Minuten nach dem Zufallsprinzip baut. Uli Hoeneß liegt schon richtig: Unrealistischer Quatsch, so ein Managerspiel. Guenter.Klein@ovb.net