Mutlos! Planlos! Punktlos!

von Redaktion

Desolate Löwen unterliegen Köln mit 1:3 und sind Tabellenletzter

Stimmung am Tiefpunkt: 1860 ist Letzter in der 3. Liga. © Gamel/IMAGO

Ex-Löwe Albion Vrenezi (l.) feierte eine erfolgreiche Rückkehr an die alte Wirkungsstätte, gewann mit seiner Viktoria gegen katastrophale Löwen um Thore Jacobsen mit 3:1. © Gamel/IMAGO

München – Um 14.17 Uhr wurde es am Sonntagnachmittag erstmals richtig laut im Grünwalder Stadion. Problem aus Löwen-Sicht: Es war ein gellendes Pfeifkonzert der Fans nach einer denkwürdigen ersten Halbzeit des TSV 1860 gegen Viktoria Köln – einer denkwürdig schlechten. Und weil sich an der bodenlosen Art des Auftretens der Weiß-Blauen auch nach dem Seitenwechsel nichts großartig veränderte, wiederholte sich das Konzert der unangenehmen Art und Weise auch nach dem Schlusspfiff. „Es ist nicht schön, ausgepfiffen zu werden. Aber die Fans sind zurecht sauer auf uns“, betonte Abwehrmann Max Reinthaler nach dem Abpfiff. Auch im dritten Spiel der neuen Saison brachte der Löwe nichts zustande, unterlag gegen die Domstädter mit 1:3.

Bei schmuddeligem Herbstwetter hatte 1860 durch Kloss zwar den ersten Abschluss der Partie, schaffte es jedoch nicht, klare Torchancen herauszuspielen. Köln konnte geduldig hinten drinstehen und die Bälle klären, wirklich gefordert wurde der Defensivverbund der Gäste nicht. So richtig problematisch wurde es für völlig verunsicherte Gastgeber, als Köln sein Heil in der Offensive suchte. Ein Steckball aus der Defensive von Niklas May und Bryan Henning tauchte frei vor René Vollath auf – 0:1. Das letzte bisschen Selbstbewusstsein war dahin, die Löwen verloren teilweise die einfachsten Bälle, brachten kaum mehr eine ordentliche Pass-Stafette zusammen. Auch wenn Kapitän Jesper Verlaat versuchte, seine Nebenleute aufzurichten: viele Spieler in Hellblau ließen die Köpfe hängen.

Der Plan von Löwencoach Argirios Giannikis, aus einer Dreierkette heraus das Spiel aufzubauen, ging schief. Die Kölner hatten den Matchplan der Giesinger schnell durchschaut. „Wir sind schwer in die Zweikämpfe gekommen, die Kölner waren uns immer einen Schritt voraus. Vor allem die wichtigen Räume hatten sie immer mit einem Spieler mehr besetzt. Von außen hat man da schnell das Gefühl, dass wir nicht wollen. Es lag aber an der falschen Abstimmung“, versuchte Mittelfeldmann Thore Jacobsen die Nicht-Leistung vor der Pause zu erklären.

„Wir wollen Euch kämpfen sehen!“ hallte es zum Seitenwechsel durch das Stadion. Giannikis probierte alles, wechselte zur Pause dreimal. Raphael Ott, Tunay Deniz und David Philipp – gegen seinen Ex-Club – ersetzten Raphael Schifferl, Maximilian Wolfram und Tim Kloss. Viel schneller kann eine Maßnahme wohl nicht wirkungslos verpuffen – 0:2 durch Said El Mala in der 49. Minute. Erste „Trainer raus!“-Rufe waren vermehrt auf der Tribüne zu vernehmen. Während der Frust bei den Zuschauern immer mehr in Resignation umschlug, sorgte der junge Raphael Ott für den (wertlosen) Hingucker des Tages, als er in der 67. Minute per Fallrückzieher sehenswert verkürzte.

Lang währte die aufkeimende Hoffnung auf den ersten Punktgewinn der Drittliga-Saison nicht. Florian Bähr ging mit viel Risiko in einen Zweikampf. Zu viel Risiko für Referee Hildenbrand – Strafstoß für Köln. Eine zumindest zweifelhafte Entscheidung. Was fehlte an diesem tristen Nachmittag noch aus Löwen-Sicht? Natürlich ein Gegentreffer eines ehemaligen Sechzgers. Serhat Semih Güler übernahm Verantwortung und traf zum 1:3. Beinahe hätte Malek El Mala noch den vierten Gästetreffer nachgelegt, traf nur den Pfosten. 1860 half das alle nichts mehr. Dritte Niederlage im dritten Spiel, Tabellenletzter in der 3. Liga. Wie begossene Pudel schlichen Verlaat und Co. nach der Partie in Richtung Westkurve, wurden mit wütenden „Wir haben die Schnauze voll!“-Gesängen wieder weggeschickt. Viele Fans hatten die Kultstätte, die seit April übrigens keinen Löwen-Heimsieg mehr gesehen hat, ohnehin bereits nach dem entscheidenden dritten Gegentreffer verlassen.

„Irgendwann ist das kein Pech mehr, sondern eine Frage des Willens!“ Worte von Jacobsen, die tief blicken lassen. Kommende Woche steht das Oberbayern-Duell in Ingolstadt an. Ob mit Giannikis auf der Löwen-Bank, darf nach dieser Bankrotterklärung gegen Köln zumindest bezweifelt werden. Und wie sieht es der Coach selbst? Auf Nachfrage erklärte er: „Es geht jetzt nicht um Druck für den Trainer, sondern darum, dass wir unsere Probleme beheben.“ Bekommt der Deutsch-Grieche weiterhin das Vertrauen von Sport-Geschäftsführer Dr. Christian Werner ausgesprochen? Der Sport-Boss gilt immerhin als großer Fan des 1860-Coachs. Aber auch ihm dürften angesichts der nächsten indiskutablen Performance der Sechzger berechtigte Zweifel kommen, ob Giannikis der Richtige für den Turnaround ist. Zumal die kommenden Aufgaben alles andere als einfach werden. Nach dem Gastspiel in Ingolstadt kommt Dynamo Dresden ins Grünwalder Stadion. Keine rosigen Aussichten.
MARCO BLANCO UCLES

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