Transfer-Kurzschluss bei Bayern?

von Redaktion

Abwehr-Chaos könnte zum Umdenken beim Rekordmeister führen

Letzte Saison stabil: Verteidiger Eric Dier. © Schwarz/dpa

Gefordert: Sportdirektor Christoph Freund. © Pförtner/dpa

München – Die Abwehr des FC Bayern bleibt ein chaotischer Haufen. Dieser Eindruck hat sich auch nach dem knappen 3:2 (1:0) beim VfL Wolfsburg nicht geändert. Nicht nur, dass die Münchner Hintermannschaft von den Verletzungssorgen um Hiroki Ito (Mittelfußbruch) und Josip Stanisic (Außenbandriss Knie) geplagt ist – auch spielerisch läuft es (noch) nicht rund in der bayerischen Defensivabteilung. Beide Gegentreffer in Wolfsburg – die zwischenzeitlich zum 1:2-Rückstand führten – resultierten aus individuellen Fehlern kurz nach dem Seitenwechsel.

Abwehr bleibt ein chaotischer Haufen

Erst verursachte Sacha Boey ungestüm den Strafstoß zum 1:1. Der Rechtsverteidiger hatte im Spiel nach vorne zwar einige glanzvolle Momente, doch in der Rückwärtsbewegung wirkte er phasenweise orientierungslos und überfordert. Danach patzte Minjae Kim bei einem Rückspiel auf Torhüter Manuel Neuer folgenschwer. Und plötzlich hatte der deutsche Rekordmeister seinen Vorsprung verspielt. Zumal auch Dayot Upamecano und Alphonso Davies nicht ihren besten Tag erwischten.

„Die zweite Halbzeit war schon sehr wild. In der Vorbereitung hat das sehr viel besser geklappt“, gestand Sportdirektor Christoph Freund. Wohl wissend, dass die wackelige Bayern-Abwehr einen großen Anteil daran hatte. „Es war eine ganz schwierige Phase für uns. Da lief es nicht so, wie es sein muss“, sagte Cheftrainer Vincent Kompany, wollte aber nicht Kim alleine für den Rückstand verantwortlich machen.

Aber reicht das nach dem Verkauf von Matthijs de Ligt und dem zerschlagenen Transfer von Jonathan Tah, um den Titelansprüchen in dieser Saison gerecht zu werden? Darauf angesprochen verwies Freund auf die Verletzten-Situation: „Die Ausfälle von Stanisic und Ito sind bitter für uns, weil sie uns sicher Stabilität geben würden. Jetzt ist die Personaldecke auch nicht mehr so groß.“

Zumal Kim nach unseren Informationen bereits leicht angeschlagen mit einer Muskelverletzung in die Partie ging und nach 81 Minuten für Eric Dier ausgewechselt werden musste. Sollte der Südkoreaner tatsächlich ebenfalls ausfallen, wäre das der Super-GAU für Bayern.

Dessen ist sich auch der Sportdirektor bewusst und schließt einen Last-Minute-Transfer nicht komplett aus, sollte sich in den nächsten Tagen eine Möglichkeit ergeben: „Wir haben bereits gesagt, dass wir eigentlich sehr zufrieden sind mit dem Kader. Aber jetzt haben wir zwei Verletzte. Das müssen wir registrieren und haben es auch registriert.“

Hinten dürfe laut Freund nicht mehr viel passieren. Eigentlich sei es nicht der Plan gewesen, noch einmal nachzulegen, „aber das Transferfenster ist trotzdem noch ein paar Tage offen“.

Die Worte von Freund hören sich also nicht so endgültig an wie die Aussagen, die Sportvorstand Max Eberl einen Tag zuvor getätigt hatte. Auch er wurde nach der Verletzten-Misere auf mögliche Zukäufe angesprochen und erklärte: „Momentan fühlt es sich nicht so an, dass wir da noch großartig reagieren.“

Tür bleibt offen

Nach unseren Informationen waren weitere Zukäufe nach der Stanisic-Verletzung eigentlich kein Thema. Trotzdem traut man dem Duo Eberl/Freund in der Chefetage zu, dass es sich nach dem wilden Auftritt in Wolfsburg doch noch einmal in Sachen Neuzugänge umschauen wird. Viel Zeit bleibt den Verantwortlichen nicht mehr.
MANUEL BONKE

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