American Football mit bayerischen Brüdern

von Redaktion

Das Erfolgsrezept von Munich-Ravens-Cheftrainer Kendral Ellison – In der K-o.-Runde geht es gegen Paris

Engagierter Arbeiter an der Seitenlinie: Kendral Ellison schuf eine besondere Teamchemie. © IMAGO

München – Kendral Ellison ist ein eloquenter Mann, jemand, der stets die richtigen Worte findet. Eine Vokabel existiert derzeit im Wortschatz des 36-Jährigen allerdings nicht: „Pause“. Bis kurz vor dem Interview ist der Cheftrainer der Munich Ravens noch in seinen Laptop vertieft und analysiert den kommenden Gegner aus Paris. „Ich werde mir jedes einzelne Spiel von ihnen komplett anschauen“, so der in Alabama geborene Ellison. Um sich einen der sechs Playoff-Plätze in der European League of Football zu sichern, braucht es jedoch weit mehr als Fleiß und Videoanalyse. Wie also hat es dieser Kenral Ellison geschafft, die Münchner Footballer in seinem ersten Jahr gleich in die K.o.-Runde zu führen?

„Wir wussten nach dem ersten Treffen, dass er ein super Kerl ist, der hier menschlich sehr gut reinpasst“, sagt Ravens-Manager Sebastian Stolz über seinen Cheftrainer, den er im vergangenen Herbst aus Hamburg verpflichtet hatte. In ihrer Debütsaison 2023 wurden die Ravens noch vom NFL-erfahrenen John Shoop trainiert. Einem Coach, der zwar sportlich ordentlich performte, mit dem es aber neben dem Platz nicht immer rund lief.

Mit Ellison wurde nach dieser Erfahrung jemand verpflichtet, der großen Wert auf die Teamchemie legt. Bereits bei seinem Amtsantritt hatte er angekündigt, seine Mannschaft zu „Bayerischen Brüdern“ zu machen. Diese Art der Teamführung zog sich durch die Saison: „Wir haben darauf geachtet, dass die Spieler auch nach dem Training Zeit miteinander verbringen. Diese Jungs müssen gemeinsam in den Krieg ziehen, und das können sie nur, wenn sie nicht nur den Sportler, sondern auch den Menschen neben sich kennen“, so Ellison.

Eine große Unterstützung für den Cheftrainer war in dieser Hinsicht der neue Offensive-Line-Coach Joe Thomas. Als NFL-Hall-of-Famer weiß der 39-Jährige, wie es ist, ein Team zu führen. Dieses Wissen konnte er an die Ravens weitergeben, ohne seine eigene Bilderbuchkarriere in den Mittelpunkt zu rücken. „Wir haben einige Grillabende bei Joe veranstaltet. Da gab es sehr viel Fleisch und noch mehr wichtige Gespräche. Nach einem verlorenen Spiel war das fast wie eine Therapiestunde“, berichtet Ellison. Die Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit: „Kendral und ich haben eine sehr gute Beziehung. Es ist wie in einer Ehe, jeder hat seine eigenen Stärken und zusammen finden wir eine Lösung“, so Thomas.

Das Ergebnis dieses besonderen Weges ist die erstmalige Playoff-Teilnahme in der Franchise-Geschichte. Am Samstag gegen Paris soll der Halbfinaleinzug gelingen, der Chefcoach ist optimistisch: „Unsere Routinen bleiben gleich, jeder kennt seine Aufgabe. Paris ist ein gutes Team, aber unser Job ist noch nicht beendet.“ Die Pause für Kendral Ellison und sein Team soll noch warten.
CLAAS SCHÖNFELD

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