Selten zusammen öffentlich: Irina Zvereva und Sohn Alex – hier beim ATP-Finale 2021. © BERTORELLO/AFP
Gut in Form: Doch souverän war Zverevs Auftritt gegen Marterer nicht immer. © IMAGO
New York – Der Weg zum ersehnten US-Open-Titel, da ist sich Alexander Zverev sicher, führt nur über ausgiebigen und guten Schlaf. „Bei weniger als acht Stunden werde ich zum Zombie. Dann funktioniere ich gar nicht“, sagte der Hamburger lächelnd nach seiner erfolgreichen Frühschicht und dem Einzug in die zweite Runde von New York – ehe er sich zur Erholung einen verdienten „Mittagsschlaf“ gönnte.
Denn nur ausgeruht und mit vollen Energie-Reserven kann es für den Hamburger mit dem ersten Major-Triumph seiner Karriere klappen. Und auch die phasenweise fehlerhafte Leistung gegen Landsmann Maximilian Marterer zum Auftakt seiner Titelmission in Flushing Meadows am Montag bringt den Olympiasieger von Tokio nicht um den Schlaf. „Es war die erste Runde. Durchzukommen ist das Wichtigste“, sagte Zverev: „Ich weiß, dass ich gutes Tennis in mir habe.“
Seit Jahren läuft Zverev dem Traum hinterher, endlich eines der vier wichtigsten Turniere zu gewinnen. In New York scheint die Zeit – mal wieder – reif. „Ich war in diesem Jahr schon sehr nah dran. Ich habe das Gefühl, ich bin auf dem richtigen Weg. Ich habe das Gefühl, ich mache alles richtig. Hoffentlich wird es passieren“, sagte Zverev, der in der zweiten Runde am Mittwoch klarer Favorit gegen den Franzosen Alexandre Müller ist.
Im Duell mit der Nummer 77 der Welt wird Zverev, der bei Grand Slams häufig erst in Schwung kommen muss, dann aber wohl auf einen „neuen“ Edelfan verzichten müssen. Mutter Irina, die die Spiele ihres Sohnes aufgrund zu großer Nervosität normalerweise nicht auf der Tribüne verfolgt, saß beim 6:2, 6:7 (5:7), 6:3, 6:2-Erfolg gegen Marterer am Montag zu Spielbeginn in der Box des Hamburgers – suchte aber schnell wieder das Weite. Das ist ungewöhnlich. Im Verlauf eines Turniers legt Zverev dabei grundsätzlich großen Wert darauf, dass in seiner Box möglichst von Beginn bis zum Ende immer die gleichen Leute sitzen.
Doch: „Als ich den zweiten Satz verloren habe, ist sie sofort wieder gegangen. Ich glaube, dass sie nicht mehr da sitzen wird“, sagte Zverev lachend und betonte: „Meine Mutter darf machen, was sie will. Mama ist Mama.“ Irina Zvereva war wie auch ihr Ehemann, der Zverev trainiert, früher selbst als Tennisprofi aktiv. Sie sei während der Spiele normalerweise mit den Hunden unterwegs und werde von ihrer eigenen Mutter per Anruf über das Ergebnis informiert, erläuterte sie einmal ihr Ritual.
Doch auch ohne Unterstützung der Mama geht Zverev die nächste(n) Aufgabe(n) im Big Apple selbstbewusst an. Der Vielspieler hat einiges Selbstbewusstsein gesammelt – gegen Marterer feierte er bereits den 53. Sieg in diesem Jahr. Körperlich habe er trotz großer Mittagshitze „keine Probleme“ gehabt, auch wenn sich ein Reizhusten seit Wochen hartnäckig hält. Die gesundheitlichen und sportlichen Rückschläge von Paris und Montreal sind aber längst vergessen.
Gegen Müller kommt es für Zverev nun darauf an, im Flow zu bleiben. „Ich muss jeden Gegner ernst nehmen“, sagte er und betonte wie schon so oft: „Wenn ich gutes Tennis spiele, kann ich gegen jeden gewinnen. Aber wenn ich schlechtes Tennis spiele, kann ich auch gegen jeden verlieren.“
SID/DPA