Ein zäher Start droht

von Redaktion

Die ersten deutschen Topavoriten greifen bei den Paralympics erst am Wochenende ein

Paris – Jubel im schicken Velodrome von Saint-Quentin-en-Yvelines, Initialzündung an der Tischtennisplatte – oder frühe Erlösung im Schwimmbecken? Kandidaten für die erste deutsche Medaille der Paralympics von Paris gibt es einige. Gleich zum Auftakt am Donnerstag könnte es zwar mit Edelmetall klappen, doch Topfavoriten sind andere. Der Zeitplan meint es nicht gut mit dem deutschen Team. Die ganz großen Trümpfe sind erst später dran.

Der Start könnte wie schon vor drei Jahren in Tokio zum Geduldsspiel werden, als Paris-Fahnenträger Martin Schulz die Mannschaft erst am fünften Tag mit der ersten Goldmedaille erlöst hatte. Doch der Deutsche Behindertensportverband (DBS) übt sich in Optimismus. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir einen tollen Start erleben und dann auf einer Welle der Begeisterung getragen werden“, sagte DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher auf der Eröffnungspressekonferenz.

Bei ihm fange nun „das Kribbeln an, langsam bin ich ein bisschen aufgeregt“, so Beucher, „und dann kommt das große Mitzittern“. Als erste deutsche Athleten greifen die Rollstuhlbasketballer am Donnerstagmorgen (10.30 Uhr) mit dem Gruppenspiel gegen Topfavorit Großbritannien ins Wettkampfgeschehen ein, ehe das Tischtennis-Doppel Stephanie Grebe und Juliane Wolf eine Viertelstunde später bereits um die erste deutsche Medaille spielt.

Gewinnt das Duo sein sicher stimmungsvolles Viertelfinale gegen die Französinnen Morgen Caillaud und Lucie Hautiere, wäre mindestens Bronze bereits sicher. Ein Spiel um Platz drei gibt es nicht, stattdessen gibt es für beide Halbfinalverlierer Bronze. Bis Grebe und Wolf ihre Medaillen bekämen, würde es allerdings dauern. Schließlich könnten sie sich über das Halbfinale am Donnerstagabend und mit dem Finale am Freitag auf dem Treppchen noch nach oben arbeiten.

Als erste Deutsche aufs Pariser Podest könnte stattdessen Maike Hausberger steigen. Nach ihrer Nicht-Berücksichtigung für Tokio als Leichtathletin wechselte die 29-Jährige aufs Rad – und startete mit fünf WM-Medaillen im Vorjahr voll durch. In der Einerverfolgung (16.29 Uhr) ist zum Auftakt gleich Edelmetall drin. „In der Verfolgung will ich persönliche Bestzeit und unter vier Minuten fahren“, sagte Hausberger dem Trierer Volksfreund. Auch der sehbehinderte Thomas Ulbricht und sein Pilot Robert Förstemann sind im Holzoval Anwärter auf Edelmetall. Zwar besitzt das Zeitfahren am Sonntag für das Tandem die höchste Priorität, doch wer weiß, ob Ulbricht und der muskelbepackte Förstemann nicht schon in der Einerverfolgung um 17.13 Uhr ein Statement setzen können.

Und falls es auf der Bahn noch nicht zur Medaille reicht, schickt das deutsche Team am Donnerstagabend noch die Schwimmerinnen Verena Schott und Tanja Scholz ins Becken. Beide müssen in der La Defense Arena aber auf Nebenstrecken antreten, sind eher Außenseiter. Ernsthafte deutsche Kandidaten für Gold gibt es am Donnerstag und Freitag ohnehin nicht. Erst am Wochenende greifen mit Leichtathlet Leon Schäfer, dem Tischtennis-Doppel Valentin Baus und Thomas Schmidberger oder Triathlet Schulz die ersten Topfavoriten in den Medaillenkampf ein.. So soll das Warten aufs erste Gold nicht wieder zum Geduldsspiel werden
SID

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