Simon Rolfes hat ein krudes Verständnis von Spannung. „Der Bundesliga wird das guttun“, sagte Leverkusens Geschäftsführer über die reformierte Champions League und schickte eine abenteuerliche Begründung hinterher: „Denn es ist schwierig, einen spannenden Wettbewerb an der Tabellenspitze zu haben, wenn dort ständig Überraschungsmannschaften reinrutschen – so schön das auch für die Fans hin und wieder sein mag.“
Diese Argumentation verhöhnt den fairen Wettbewerb, schließlich kommt sie von einem Verein, der sich gerade selbst im Etablissement der Spitzenclubs wähnt. Und für diese Vereine ist die reformierte Champions League ein Segen: Durch neue Koeffizienten ist es quasi unmöglich, sich nicht zu qualifizieren. Und anhand der erhöhten Spielanzahl – allein in der Gruppenphase finden nun 144 statt wie üblich 96 Spiele statt, im Anschluss folgen Play-Offs – generiert die UEFA noch mehr Gelder, die sie wiederum an die teilnehmenden Mannschaften ausschüttet.
So entsteht ein selbst erhaltendes System, das vor allem dazu dient, dass so oft wie möglich Bayern gegen Real Madrid spielt, Manchester City gegen Paris, Liverpool gegen Barcelona. Diese immergleichen Paarungen sind immer noch besser als eine Super League, könnte man nun argumentieren. Das Problem ist aber, dass mit diesem neuen Modus eine De-Facto-Super-League zurecht erpresst wurde, in der genau wie in der geplanten Ursprungsversion die 12 immergleichen Teams aufeinander treffen werden. Das mag Spektakel erzeugen, fair ist die reformierte Champions League aber nicht. Und auch, wenn es Simon Rolfes anders verkaufen will: Sie sorgt in den nationalen Ligen garantiert nicht für Spannung.