Geehrt: Kane bekam am Dienstag den Goldenen Schuh.
München – Harry Kane hatte so seine Probleme, mit dem Goldenen Schuh für Fotos zu posieren. Die Trophäe für den erfolgreichsten Torjäger Europas hat nämlich ordentlich Gewicht und ist deshalb nur schwer mit einer Hand zu stemmen. Allerdings war der Engländer nach der Preisverleihung ein begehrtes Fotomotiv in der Allianz Arena und musste sowohl auf dem Stadionrasen als auch in der Kabine den Pokal präsentieren. „Es ist ein fantastisches Gefühl. Ich kann nur Danke sagen an meinen Verein, meine Teamkollegen. Der Preis ist für alle, ohne euch würde ich heute hier nicht stehen“, sagte Kane.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass er die Individual-Auszeichnung gerne für einen Titel in der Vor-Saison mit der Bayern-Mannschaft eingetauscht hätte – und darum schickte Kane im Rahmen der Feierlichkeiten auch gleich eine Kampfansage an die Konkurrenz: „Das Team ist hungrig, der Trainer ist hungrig, diese Saison erfolgreich zu sein.“ Der Kapitän der Three Lions wolle in Sachen Tore zwar dort weitermachen, wo er in der vergangenen Spielzeit aufgehört habe: „Wichtig ist aber, dass wir die Titel holen. Wir wollen als Mannschaft die Erfolge einfahren.“
Obwohl der deutsche Rekordmeister vergangene Saison in sämtlichen Wettbewerben leer ausging, bezeichnete Kane den Wechsel als „eine der besten Entscheidungen meines Lebens“. Doch bis der 31-Jährige an der Säbener Straße seine Unterschrift unter den Vertrag setzte, war es ein langer Weg. Daran erinnerte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen bei seiner Laudatio und berichtete von dem Tag, als Kane schon im Flieger saß und von Tottenham-Boss Daniel Levy wieder zurück beordert wurde. „Dieser Tag, an dem du losgeflogen bist oder doch nicht losgeflogen bist, stehen bleiben musstest an der Autobahn. Das waren verrückte Momente. Als du endlich im Flugzeug gesessen hast und dich mehr als hunderttausend Menschen verfolgt haben, das war schon etwas Besonderes. Das sind Momente, die einem bleiben. Es waren schlaflose Nächte, aber es hat sich sehr, sehr gelohnt“, sagt Dreesen heute und erinnerte an die Vorstellung des Stürmers in der Allianz Arena.
Dort habe Kane „etwas gemacht, was glaube ich noch nie ein Spieler zuvor gemacht hat“. Der Engländer sei „zu jeder Besuchergruppe, die an diesem Tag im Stadion war, persönlich hingegangen“ und habe „Selfies gemacht und kurze Gespräche angeboten“, so Dreesen, für den die Aktion ein „ganz besonderer Moment“ gewesen sei, der Kane „auszeichnet“.
Kanes Vater Pat habe später enthüllt, dass sein Sohn dies aus tiefer Verbundenheit und Dankbarkeit den Fans gegenüber mache. „Das macht ihn aus. Das spüren die Menschen. Er ist authentisch. Das ist keine Rolle, die er spielt, das ist einfach nur er“, schwärmte Dreesen über den „360-Grad-Stürmer“: „Ein Spieler, der auch seine Mitspieler sieht. Harry Kane ist mehr als ein Torjäger, er ist Führungsspieler, Vorbild und opfert sich für die Mannschaft auf.“
MANUEL BONKE