Die Leiden des Überfliegers

von Redaktion

Weltmeister Max Verstappen ist derzeit nur der Jäger von McLarens Lando Norris

Ungewohnt: Max Verstappen ist fünf Rennen ohne Sieg und bekommt jetzt ehrgeizige Konkurrenz. © IMAGO/Andre Weening

Monza – Das Vorbild für die Aufholjagd von Lando Norris im Formel-1-Titelkampf gegen Max Verstappen heißt ausgerechnet Red Bull. „Wir haben gesehen, was Vettel 2013 getan hat. Und wir haben gesagt: Wir können dasselbe tun. Warum nicht?“, sagte McLaren-Teamchef Andrea Stella nach der Triumphfahrt von Norris in Zandvoort. Was Stella meint: Sebastian Vettel fegte vor elf Jahren nach der Sommerpause wie eine Naturgewalt über die Formel 1 hinweg, gewann ab August bis zum Saisonfinale sämtliche neun Rennen und wurde souverän Weltmeister.

Das Selbstvertrauen ist also groß bei McLaren, auch wenn Norris am vergangenen Sonntag erst seinen zweiten Grand-Prix-Sieg feierte und der Rückstand auf Weltmeister Verstappen vor dem Großen Preis von Italien (Sonntag, 15.00 Uhr/RTL und Sky) mit 70 Punkten immer noch stattlich ist.

Aber: So überlegen wie Norris siegte in diesem Jahr nicht mal Verstappen in der Frühphase der Saison, als bei Red Bull sportlich die Welt noch in Ordnung war. Und: Bei neun ausstehenden Grand Prix, drei Sprintrennen und Bonuspunkten für die schnellsten Rennrunden kann Norris aus eigener Kraft noch an Verstappen vorbeiziehen, selbst wenn der dreimalige Champion hinter dem Engländer stets Rang zwei belegen würde.

„Es war ein toller Start in den zweiten Teil der Saison, wir werden diesen Schwung hoffentlich mitnehmen“, sagte Norris vor der Hetzjagd in Norditalien. Er werde „einfach so weitermachen wie bisher, denn es hat keinen Sinn, an den Rest zu denken. Das interessiert mich im Moment nicht“, beteuerte Norris. Eine Sache sollte der 24-Jährige abstellen, um irgendwann im Herbst konkret an besagten „Rest“ – nämlich den WM-Titel – denken zu dürfen: Norris ist statistisch gesehen der schlechteste Starter in der Formel 1, 27 Plätze verlor er in diesem Jahr in der ersten Runde.

Der Gesamttrend spricht aber für den Briten, dessen Auto derzeit so überlegen erscheint, dass auch schwache erste Meter kaum ins Gewicht fallen. Der Gefahr durch McLaren ist man sich bei Red Bull jedenfalls bewusst, die Sinne sind geschärft. Max Verstappen ist aber ein Meister darin, aus seinem Auto verlässlich das Maximum herauszuholen, erst viermal an 15 Rennwochenenden büßte er Punkte auf Norris ein. So ist selbst die ungewohnte Serie von fünf Rennen ohne Sieg irgendwie zu verschmerzen. Noch zumindest.
SID

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