Französische Wachablösung

von Redaktion

Während Coman Abschied plant, soll Olise bei Bayern durchstarten – Tah bleibt in Leverkusen

Multitasking-fähig: Olise vereint Fußball und Bayern in Perfektion – das sehen die Bayern gerne. © Stefan Matzke / sampics

München – Die Kollegen sahen Michael Olise an, dass er sich am Mittwoch noch auf unbekanntem Terrain bewegt hat. „Es ist ein bisschen komisch für ihn, aber er wird sich dran gewöhnen“, sagte Jamal Musiala über den Neuzugang in Lederhosen – und sprach damit gleichermaßen über seine Erfahrung wie über sein Wunschdenken. Bis 2029 ist der 22 Jahre alte Offensivspieler bekanntlich im Sommer an den FC Bayern gebunden worden, also in anderen Worten: Für mindestens noch vier weitere Lederhosen-Shootings.

Ein Blick nach rechts unten genügte übrigens, um zu sehen, wie man als Franzose in Tracht richtig bayrisch daher kommt. Dort, eine Reihe vor Olise, war Kingsley Coman platziert worden, der freilich routiniert mit Bierglas posierte und in die Kamera strahlte. Seit 2015 ist der 28-Jährige bei den Bayern unter Vertrag, der diesjährige Sponsoren-Termin drei Wochen vor dem Wiesn-Start war also der zehnte dieser Art. Ein kleines Jubiläum, das auch gleichzeitig ein Abschied sein könnte. Denn während Olise die Zukunft des FC Bayern verkörpert, steht Coman eher für die zurückliegenden Zeiten. Im Kader bahnt sich eine französische Wachablösung an.

Die Personalie des Offensiv-Flitzers, der den Rekordmeister vor vier Jahren zum Titel in der Champions League schoss, stand auch am Mittwoch auf der Agenda, als der Aufsichtsrat tagte. Stand Donnerstag war ein Abgang nach neun Jahren im roten Trikot weiterhin eines der Themen, das man abarbeitet, so war aus der Führungsriege zu hören. Bis zum Deadline-Day an diesem Freitag war bzw. ist nichts auszuschließen – und mit Blick auf die üppig bestückte Offensive und das Konto wäre ein Abgang von Coman für die Verantwortungsträger um Max Eberl eine durchaus ansprechende Lösung. Jonathan Tah wird aber trotzdem nicht kommen – laut übereinstimmenden Medienberichten verhängte Leverkusen am Donnerstag ein Wechsel-Verbot für den Innenverteidiger. Demnach teilten die Verantwortlichen sowohl dem Spieler, als auch dem FC Bayern mit, dass ein Transfer in diesem Sommer nicht mehr stattgegeben werde.

Coman ist gewissermaßen auf Abruf, der Fokus von Olise hingegen liegt auf dem Platz – und somit auf der Heimspiel-Premiere am Sonntag (17.30 Uhr) gegen den SC Freiburg. Sein Plan ist klar: an die Leistungen anknüpfen, die ihm einen Stammplatz unter Vincent Kompany eingebracht und auch Nationaltrainer Didier Deschamps derart beeindruckt haben, dass er ihn gestern erstmals in die A-Nationalmannschaft berief. Auch die Mitspieler haben nach den ersten Spielen schon festgestellt, was Vordermann Harry Kane ausspricht: „Seine Fähigkeiten mit dem Ball sind fantastisch. Die Art und Weise, wie er sich bewegt, wie er die Spieler umspielt – und sein Ergebnis ist auf einem sehr hohen Niveau.“

In der Öffentlichkeit gibt Olise sich noch schmallippig, bei den Kollegen kommt er schon gut an. Sie wollen ihm helfen, das volle Potenzial auszuschöpfen, Kane sagt: „Er ist noch sehr jung, sodass er sich noch weiter verbessern kann.“ Er darf sich da auf allen Ebenen durchaus ein Beispiel an Coman nehmen, der seit knapp einem Jahrzehnt französischer Sympathieträger ist. Bodenständig, lernwillig, loyal – und echter Lederhosen-Profi.
H. RAIF, V. TSCHIRPKE

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