„Es ist zu früh“: Hamilton muss in Monza bereits viele rote Kappen signieren. © De Marco/dpa
Monza – Lewis Hamilton lächelte und blickte verträumt, als Charles Leclerc seinem künftigen Teamkollegen vom Leben eines Ferrari-Piloten in Italien berichtete. Tifosi belagern das Hotel, Autogramme und Selfies sind die Währung für die Durchfahrt, hinzu kommen unzählige PR-Termine – der Lohn aber sei „eine ganz besondere Unterstützung“.
Im kommenden Jahr wird Hamilton all dies erleben (dürfen) rund um das Ferrari-Heimspiel in Monza, doch auch bei seinem letzten Auftritt in Italien als Mercedes-Pilot erhielt der Formel-1-Rekordweltmeister bereits einen bemerkenswert intensiven Vorgeschmack. „Viele Leute“ würden ihm rote Kappen zum Signieren reichen, doch dazu ist der 39-Jährige bei aller Vorfreude noch nicht bereit: „Ich habe ihnen gesagt: ‚Es ist definitiv noch zu früh‘.“
Auf Englisch, wohlgemerkt, denn Hamiltons Italienisch ist, wie er selbst sagt, „definitiv nicht gut“. Mindestens einen Satz versteht der Brite aber mittlerweile – weil er ihn über viele Jahre so oft gehört hat: „Viene in Ferrari“, also „komm zu Ferrari“.
Für den Wechsel zur Scuderia ab 2025 hat sich der mit sieben WM-Titeln und 105 Grand-Prix-Siegen höchstdekorierte Pilot der Formel-1-Geschichte vor Saisonbeginn entschieden und damit sogar weit über die Motorsportwelt hinaus für Schlagzeilen gesorgt. Der erfolgreichste und charismatischste Fahrer fährt für das Team mit der reichsten Historie und größten Strahlkraft – das sind außergewöhnlich gute Voraussetzungen für eine Traumehe.
Doch ein Aspekt ist nicht zu vergessen: Einen Nachhall wie die Verbindung zwischen Ferrari und Michael Schumacher werden der dann über 40 Jahre alte Hamilton und die Scuderia nur erzeugen, wenn am Ende der Liaison endlich mal wieder ein WM-Titel steht. Nummer acht für Sir Lewis, womit er ganz nebenbei Schumacher hinter sich lassen wurde. Und für Ferrari die Durststrecke beenden – es wäre die erste Meisterschaft seit 2007.
Die Realität sieht bei beiden Parteien insgesamt durchwachsen aus. Hamilton feierte in seinem letzten Mercedes-Jahr zwar bislang zwei Siege, er hatte aber zu keiner Zeit realistische WM-Chancen. Das Jahr ist ein einziges Auf und Ab. Ferrari steht 2024 ebenfalls bei zwei Erfolgen, durch den für Hamilton im kommenden Jahr geschassten Carlos Sainz in Australien und durch Leclerc bei dessen Heimrennen in Monaco. Doch über die Saison ist Ferrari eben nur die dritte Kraft in der Formel 1.
Auch für das emotionale Heimrennen am Sonntag (15.00 Uhr/RTL und Sky) verspricht Leclerc den Tifosi keine Wunderdinge. „Ich hoffe, wir können um das Podium kämpfen. Um den Sieg glaube ich nicht“, sagte der Monegasse. Im kommenden Jahr, mit Hamilton im Team, sollen Wunderdinge wieder alltäglich werden.
SID