Mit Mut, Glück und Taktik-Kniff

von Redaktion

„Nicht viel zugelassen“: Kompanys Heim-Premiere mit Bayern gelingt

Treffsicher vom Punkt: Kane brachte die Bayern in Führung und sorgte nicht nur bei Tel für Jubel. © IMAGO

Er kam, sah und traf: Thomas Müller machte mit seinem Geniestreich zum 2:0 alles klar gegen den SC Freiburg. © IMAGO

München – Was es bedeutet, Teil der Bayern-Familie zu sein, wurde Vincent Kompany und sein Team in den Minuten vor Anpfiff des ersten Saison-Heimspiels plakativ vor Augen geführt. Die Europapokal-Helden von 1974 hatten 50 Jahre nach ihrem Triumph den Rasen der Allianz Arena betreten, aus dem Lautsprecher schallte „Gute Freunde kann niemand trennen“, der Himmel weiß-blau: Fast kitschig kam das Szenario daher, das gleichermaßen Druck aufbaute. Der Rekordmeister definiert sich über Titel – und zum Weg dahin gehört ein guter Saisonstart. Der, das konnte man gute 90 Minute später sagen, gelang der Kompany-Elf beim 2:0 (1:0) gegen den SC Freiburg.

Harry Kane hatte den Vorjahres-Dritten der Bundesliga vom Elfmeterpunkt in Führung gebracht (38.) und damit auch gegen den letzten aktuellen Bundesligisten getroffen. Nach der Pause legte ausgerechnet der eingewechselte Thomas Müller in seinem 710. Pflichtspiel für die Münchner nach (78.). So reihten sich die Münchner neben Tabellenführer Heidenheim und RB Leipzig zu jenen drei Bundesligisten, die ohne Punktverlust in die Länderspielpause gehen. Zumindest ergebnistechnisch darf es in zwei Wochen, wenn das Gastspiel bei Neuling Holstein Kiel den heißen Herbst einläutet, weitergehen. „Heute und in Wolfsburg waren es absolut verdiente Siege. Wir haben sehr wenig zugelassen“, sagte Joshua Kimmich. Etwas differenzierter bewertet Kompany seine Heim-Premiere: „Wir wollen immer das perfekte Spiel. Heute war es eine gute erste Halbzeit und ein weiterer Schritt.“

Kompany hatte sein Team nur auf zwei Positionen verändert – anstelle von Sacha Boey und Alphonso Davies standen Raphael Guerreiro und Mathys Tel auf dem Platz –, trotzdem war das Team ziemlich durcheinander gewirbelt worden. Das 4-1-4-1 mit Joshua Kimmich als flexiblem Rechtsverteidiger war eine gleichermaßen gewagte wie riskante Taktik, Kompany erklärte sie mit dem Selbstverständnis des Vereins. Die viele Flexibilität aber – vor allem Joshua Kimmich rückte viel ins Zentrum – brachte auch Abstimmungsfehler mit sich. Ob das nur gewagt oder gar riskant war? Sportvorstand Max Eberl konterte forsch: „Gewonnen!“

Trotzdem hatte auch er gesehen, was offensichtlich war: Es hatte gedauert, ehe die Bayern um die vor Aleksandar Pavlovic positionierte Offensivreihe Serge Gnabry, Michael Olise, Jamal Musiala und Tel die richtigen Wege nach vorne fanden. Und als die Bayern dann etwas zwingender wurden und den bis dato clever verteidigenden Breisgauern Druck machten, kam es zur strittigen Szene. Im Luftduell hatte Kane dem Freiburger Max Rosenfelder an den ausgestreckten Arm geköpft. VAR, Videostudium, letztlich ein Elfmeterpfiff, den nicht jeder nachvollziehen konnte. Kane war das freilich egal. Der 31-Jährige trat an, verlud Florian Müller und traf trocken rechts unten. Freiburgs Kapitän Christian Günter schimpfte später: „Wenn das Handspiel ist, höre ich am liebsten auf mit Fußball. Das ist so ein Schwachsinn.“

Das 1:0 war zu diesem Zeitpunkt verdient, weil vom SC offensiv wenig bis gar nichts kam. Erst in der 41. Minute musste Manuel Neuer erstmals eingreifen, hatte gegen Vincenzo Grifo aber kein Problem. Auf der Gegenseite hingegen drängten Olise per Rabona und der immer besser ins Spiel kommende Musiala auf den zweiten Treffer noch vor dem Seitenwechsel. Das jedoch gelang nicht. Und so musste man beim Stand vom 1:0 damit zurechtkommen, dass Freiburg nach der Halbzeit aufdrehte am Ausgleich schnupperte. Dann aber kam Thomas Müller – und machte in der 78. Minute nach Gnabry-Vorarbeit ein Traumtor. Selten gab es so viel Jubel in der Arena – nicht nur von den 74er-Helden. In der Nachspielzeit ging ein Handelfmeter von Lucas Höler weit übers Tor.
H. RAIF, V. TSCHIRPKE

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