Wenn Hand nicht gleich Hand ist

von Redaktion

„Peinlich“, „Wahnsinn“, „Will ich nicht“: Elfer-Wut bei Freiburg – Eberl: „Man kann diskutieren“

Macht nix! Höler vergab – da war‘s schon egal. © IMAGO

Hand ja, Strafstoß nein: Die Szene zwischen Kane und Rosenfelder erhitzte am Sonntag die Gemüter. © IMAGO

München – Max Eberl hatte versucht, die Sache diplomatisch abzumoderieren – aber das klappt in so einem schwerwiegenden Fall natürlich nicht. Mit den Worten „da kann man drüber diskutieren, über beide“ war es nach dem 2:0 (1:0) des FC Bayern gegen den SC Freiburg inklusive zweier zwischen zweifelhaft und lächerlich eingestuften Elfmeterentscheidungen nicht getan. Der Sportvorstand des FC Bayern wurde also gefragt, ob er die aktuell gültige Handregel verstehe. Seine Antwort „schwierig“ drückte die allgemeine Gemütslage aus, die am Sonntagabend bei den Protagonisten in der Allianz Arena herrschte.

Allen voran die Gäste aus dem Breisgau fühlten sich – mit Recht – unfair behandelt, denn der Strafstoß, den Harry Kane in der 38. Minute verwandelte, hatte den Bayern nun mal den Weg zum Sieg geebnet. Kapitän Christian Günter bezeichnete die Entscheidung, die Schiedsrichter Christian Dingert erst nach VAR-Eingriff und Videostudium getroffen hatte als „Wahnsinn. Wenn das ein Elfmeter ist, dann höre ich am liebsten auf mit Fußball.“ Und auch der Rest hatte mit Blick auf den Zweikampf, in dem Kane Verteidiger Max Rosenfelder aus kürzester Distanz auf den Oberarm geköpft hatte, kein Verständnis. „Ich weiß gar nicht, warum sich da irgendjemand meldet“, sagte Trainer Julian Schuster in Richtung des VAR, der eigentlich nur bei klaren Fehlentscheidungen eingreifen soll. Die allerdings lag bei Weitem nicht vor.

Während Günter süffisant eine DFL-Schulung unter dem Motto „Springen ohne Arme“ vorschlug, sagte Pechvogel Rosenfelder: „Ich glaube, er köpft zwei Meter vorbei, wenn er nicht an die Hand geht.“ Eberl bemühte sich zwar um Verständnis für die Schiedsrichter („extrem schwierig“), sprach sich aber gegen eine Pauschalisierung nach dem Motto „alles, was Hand ist, ist Hand“ aus: „Dann wird es Spezialisten geben, die jedem den Ball an die Hand lupfen werden.“ Genauso aber gibt es gegen die aktuelle Regel genug Gegenargumente, also hilft laut Eberl nur: „Ein bisschen Gefühl.“

Das hatte Dankert am Sonntag nicht – genau wie übrigens beim zweiten Elfmeter in der Nachspielzeit. Palhinha hatte den Ball berührt, laut Eberl „glasklar kein Elfmeter“. Gästetrainer Schuster fügte hinter einem klaren „peinlich“ an: „So einen Elfmeter möchte ich gar nicht.“ Der Pfiff wirkte wie ein Versuch der Wiedergutmachung, viel zu spät und unangebracht. Daher ärgerte sich auf SC-Seiten auch niemand mehr darüber, dass Lucas Höler den Ball in den Münchner Abendhimmel schoss. Die Szene des Spiels war eine andere.
HLR, VT

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