Einst Förderer – bald wieder Trainer? Nagelsmann schwärmt in den höchsten Tönen von Wanner. © IMAGO
München – Selbst der Bundestrainer kam ins Schwärmen. „Er ist ein wirklich interessanter Spieler mit viel Potenzial“, sagte Julian Nagelsmann am Montag über Paul Wanner (18) und bestätigte: „Wir haben ihm beim DFB fest in unseren Planungen. Wie früh er zur A-Nationalmannschaft stößt, entscheidet er selber.“
Das vom FC Bayern verliehene Offensivjuwel hat in Rücksprache mit dem DFB auf seine Einberufung für die deutsche U 21 vorerst verzichtet. Voller Fokus auf seine Eingewöhnung bei Heidenheim. Dort mischt Wanner gerade die Bundesliga auf. Seine überragende Bilanz in Diensten des Überraschungstabellenführers: vier Tore und zwei Vorlagen in vier Pflichtspielen. Unsere Zeitung erklärt den Bayern-Spielmacher der Zukunft.
Seine Familie: Wanner wurde in Dornbirn geboren, ist deutsch-österreichischer Doppelstaatsbürger. Der Linksfuß stammt aus einer Fußballer-Familie. Schon sein Vater Klaus war Profi, spielte in den 1990er-Jahren als Mittelfeld-Akteur bei Austria Lustenau und dem FC Hard in Vorarlberg, wo Wanners Mutter herkommt. Pauls ältere Schwester heißt Sarah, sein Cousin Jannik ist Angreifer beim österreichischen Zweitligisten Amstetten.
Seine Anfänge: Schon beim FV Ravensburg machte Wanner, der aufgrund seines Talents mehrfach Altersklassen übersprang, auf sich aufmerksam. Beim SC Freiburg war er mehrmals im Training, am Ende entschied er sich mit zwölf Jahren allerdings für einen Wechsel an den Bayern Campus. Seine Eltern sind damals mit ihm nach München gezogen.
Seine Förderer: In Ravensburg war Daniel Fürgut sein Trainer. Beim FC Bayern wurde er von Alexander Moj, der auch Gabriel Vidovic und Aleksandar Pavlovic entwickelt hat, nach vorne gebracht. Ex-Sportvorstand Hasan Salihamidzic und der frühere Technische Direktor Marco Neppe haben Wanner überzeugt, beim Rekordmeister zu bleiben. Nagelsmann verhalf ihm im Januar 2022 zu seinem Bundesliga-Debüt. Beim DFB ist Nachwuchs-Sportdirektor Hannes Wolf sein größter Förderer.
Seine Heidenheim-Leihe: Trotz konkretem Interesse von Stuttgart und PSV Eindhoven haben Trainer Frank Schmidt und Club-Chef Holger Sanwald Wanner schnell von einer Leihe nach Heidenheim überzeugt. Sie haben ihm klar gesagt, was sie an ihm gut finden. Und auch, wo er sich aus ihrer Sicht noch verbessern kann. Zum Beispiel beim Gegenpressing und in Sachen Kampfgeist. In Heidenheim kann er sich zudem in der Conference League an den Rhythmus der Englischen Wochen gewöhnen.
Seine Rückennummer: Beim FC Bayern gaben Salihamidzic und Neppe Wanner die 14 – mit dem Hinweis, das auch der frühere Spielmacher Xabi Alonso diese Ziffer auf dem Trikot getragen hatte. Ein Zeichen der Wertschätzung. Am Tag der Unterschrift in Heidenheim fragte ihn Schmidt, welche Nummer er gerne hätte. Wanner meinte, entweder die 14 oder 17. Danach warf ihm Schmidt ein Trikot mit der Spielmacher-Nummer zu: „Du bist mein Zehner.“
Sein Personal Coach: Seit der U 16 trainiert Wanner zusätzlich mit einem Personal Coach. Unter Anleitung von Malte Hartmann arbeitet er dabei an Prävention und Regeneration. Wie Jamal Musiala mit Hartmanns Neuroathletik-Kollegen Steffen Tepel bei „INPUT1st“.
Seine Kumpel: Beim FC Bayern hat er sich gut mit Ryan Gravenberch (Liverpool) und Omar Richards (Rio Ave) verstanden. Auch mit Musiala kommt Wanner sehr gut klar. Als die beiden noch im gleichen Ort im Süden Münchens gewohnt haben, hat ihn der Superstar des FCB regelmäßig nach dem Training nach Hause gefahren. Nelson Weiper von Mainz ist ebenfalls ein Spezl von Wanner.
Seine Vorbilder: Neymar und Lionel Messi. Auch von Thomas Müller hält Wanner sehr viel. Das Bayern-Urgestein kommentiert hin und wieder auch seine Instagram-Fotos.
Sein Spitzname: Von den Mitspielern wird Wanner meist Paule gerufen. Hinter vorgehaltener Hand nennen sie ihn ab und an auch „blonder Engel“ – wie einst Bernd Schuster.
PHILIPP KESSLER