Alles andere als Gold „eine Enttäuschung“: Markus Rehm ist in 14 Karrierejahren ungeschlagen. © Triballeau/AFP
Paris – Plötzlich stand er da mit der Fackel in der Hand, ganz in weiß inmitten der Place de la Concorde. Seinen ersten großen Moment der Spiele von Paris hatte Markus Rehm bereits bei der Eröffnungsfeier, als er die paralympische Flamme tragen durfte. Diesen magischen Lauf in Richtung des Schlossparks Jardin des Tuilerie im Herzen des Louvre wird der Star des deutschen Para-Teams nie vergessen – und er soll ihn auf seiner großen Mission am Mittwoch (20.35 Uhr/ARD) in der Primetime beflügeln.
Denn der 36-Jährige träumt eben nicht nur vom vierten Weitsprung-Gold in Serie in der französischen Hauptstadt, sondern schielt auch auf die 8,48 Meter von Olympiasieger Miltiadis Tentoglou. „Das ist für Paris definitiv auch das Ziel. Da schaut man schon drauf“, sagte Rehm mit leuchtenden Augen: „Weiter springen als die olympischen Athleten. Ich glaube, das wäre nicht ganz verkehrt.“ Doch anders als bei seinen bisherigen Paralympics-Siegen sei die Weitenjagd zweitrangig.
Der bislang in 14 Karrierejahren ungeschlagene Prothesenspringer spürt plötzlich ungewohnten Druck. In die zarte Unzufriedenheit mit den eigenen Saisonleistungen mischt sich die Anwesenheit neuer Rivalen. Der Sieg sei „kein Selbstläufer mehr mittlerweile“, warnt Rehm: „Ich muss gestehen, dass meine Konkurrenz wirklich stark geworden ist. Da geht es nicht nur um die Weitenjagd, sondern da geht es einfach auch darum, die Medaille zu gewinnen.“ Dafür dürfe er „keine Fehler“ machen.
Zuletzt lag der Prothesenspringer beim Meeting der Diamond League in Lausanne bis zum vierten Versuch auf Rang zwei, auch bei der Generalprobe siegte er „nur“ mit knappem Vorsprung. Diese neue Konkurrenzsituation mit den knapp über acht Meter springenden US-Amerikanern Derek Loccident und Jarryd Wallace mache „was mit einem“, gesteht Rehm: „Ich glaube, da kann auch keiner behaupten, dass ihn das kaltlässt.“ Dennoch wäre für ihn bei seinen womöglich letzten Spielen alles andere als Gold „eine Enttäuschung“.
Erst wenn der Sieg mit einem guten Sprung abgesichert sei, wolle er die Weite „schön aussehen lassen“. Und er hat da ja noch einen viel größeren Traum als „nur“ die Marke des Olympiasiegers – die magischen neun Meter. Nicht einmal der olympische Weltrekordler Mike Powell (8,95 m) konnte die bislang knacken. Eigentlich wären das ausverkaufte Stade de France und die Übertragung in der ARD die perfekte Bühne für seinen Flug für die Ewigkeit. Doch Rehm tritt auf die Bremse.
„Ich fürchte, das ist aktuell ein bisschen schwierig“, sagte der viermalige Paralympicssieger. Bislang hätten „die Leistungen, die ich im Training erarbeitet habe, nicht so richtig gezündet im Springen“, haderte Rehm. Doch er bleibe „Optimist“ und sei „guter Dinge, da schlummert irgendwas“. Normalerweise sei er zum Höhepunkt „immer voll da“ gewesen. Das soll auch am Mittwoch so bleiben.
DPA