Nun nehmen sie also Gestalt an, die neuen Bayern-Basketballer. Zu Wochenbeginn nahm auch der neue Sportchef Dragan Tarlac offiziell seine Arbeit auch. Der Trainerstab wurde schon vor einigen Tagen mit den Euroleague-gestählten Josep Maria Berrocal und TJ Parker komplettiert. Und auch die Mannschaft ist nun wohl komplett.
Welche Idee die Münchner Macher im Sommer verfolgten, ist offensichtlich. DBB-Power soll den FC Bayern auch in Europa den Allerbesten zumindest näher bringen. Alleine fünf Nationalspieler und der Architekt des Medaillenrauschs der letzten drei Jahre tragen nun das Rautenlogo auf der Brust. Es ist so etwas wie der FC Bayern Deutschland, von dem Club-Patron Uli Hoeneß bei seinen Fußballern lange geträumt hatte. Das wird Neu-Coach Herbert den Einstieg natürlich erleichtern. Und wenn der Kanadier in den letzten drei Jahren etwas bewiesen hat, dann dass er aus einer Gruppe talentierter Spieler auch eine schlagkräftige Einheit zimmern kann.
Doch es ist ein erheblicher Unterschied, ob man ein Team für ein vergleichsweise kurzes Turnier oder für die Knochenmühle von mehr als 80 Spielen in drei Wettbewerben baut. Wie schwierig das ist, haben schon ganze Heerscharen an Toptrainern feststellen müssen. Herbert steht vor der Herausforderung, auch auf Clubebene eine Trophäen-taugliche Mannschaft zu zimmern. Nicht zuletzt müssen sich aber auch die Bayern beweisen. Dass sie einem Trainer und seinem Stab Geduld und Vertrauen schenken können.
Und genau das ist in der Vergangenheit nicht die allergrößte Münchner Stärke gewesen. Ist es die Aufgeregtheit des Spitzenclubs? Ist es die Machart der Weltmarke FC Bayern? In der Führungsriege des Doublesiegers ist die Grundnervosität generell groß, Einflussnahmen Normalität. Geschäftsführer Marko Pesic hatte zum vergangenen Jahreswechsel im clubeigenen Podcast erklärt, man müsse weniger mitreden. Ob es gelungen ist, sei dahin gestellt. Der damals amtierende Coach Pablo Laso war bei den Bayern schon nach einer Saison wieder Vergangenheit.
Aber nun gut, Herbert tritt unter anderen Voraussetzungen an. Nicht ganz unwesentlich ist der Punkt, dass der Kanadier schon oft bewiesen hat, dass er gut und gerne mit deutschen Spielern arbeitet und auch jungen Talenten Vertrauen zu schenken weiß. Leicht vorstellbar, dass etwa Senkrechtstarter Ivan Kharchenkov bei ihm eine noch größere Rolle spielen wird.
Und dann kommt dazu noch der Umstand, dass er ein Trainer auf der Zielgeraden seiner durchaus wechselvollen Laufbahn ist. Der Mann ist 65 Jahre alt. Überschaubare drei Jahre, so hat er kürzlich einmal erklärt, könne er sich als Clubcoach noch vorstellen. Beweisen muss er da niemandem mehr etwas. Allenfalls sich selbst. patrick.reichelt@ovb.net