München – Die Rückennummern für die anstehenden Länderspiele am Samstag gegen Ungarn (20.45 Uhr, ZDF) und am Dienstag in den Niederlanden wurden am Mittwoch vom Deutschen Fußball Bund (DFB) veröffentlicht. Auffallend: Marc-André ter Stegen kann seinen neuen Status als Stammtorwart der Nationalmannschaft nun auch auf seinem Trikot demonstrieren. Der Keeper startet ab sofort mit der symbolträchtigen Nummer eins – die jahrelang für Manuel Neuer (38) reserviert war. Bei der Heim-Europameisterschaft im Sommer hatte der Schlussmann des FC Barcelona noch die Nummer 22 getragen.
Die große Frage nach dem DFB-Rücktritt des Kapitäns des FC Bayern: Fliegt ter Stegen endlich aus Neuers Schatten?
Im Mai 2012 gab der frühere Gladbacher sein Debüt für die deutsche Nationalmannschaft. Bislang kommt ter Stegen auf 40 Länderspiele. 2017 gewann er mit einer jungen deutschen Elf den Confederations Cup in Russland. Bei einer Welt- oder Europameisterschaft musste er aber bislang immer zusehen. Weil es an Neuer kein Vorbeikommen gab – selbst wenn er im Verein überragende Leistungen zeigte.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Bekam ter Stegen bei der deutschen Nationalmannschaft eine Startelf-Chance, konnte er sich nur selten auszeichnen. Weil er wusste, dass er sich in großen Spielen ohnehin wieder hinter Neuer einreihen musste? Ein ungeschriebenes Gesetz beim DFB: War der mehrmalige Welttorhüter einsatzbereit, spielte er.
Im Alter von 32 Jahren und nach langer Zeit im Turnierschatten von Neuer, der mit Deutschland 2014 Weltmeister wurde, darf sich ter Stegen jedenfalls nun endlich über den Status als „klare Nummer eins“ freuen, wie Bundestrainer Julian Nagelsmann am Montag verkündete. Der neue Kapitän des FC Barcelona habe sich diese Beförderung „verdient“. Nagelsmann betonte: „Er hat über mehrere Jahre hinaus seine Leistung gebracht.“
Auch Kapitän Joshua Kimmich gönnt ter Stegen den Aufstieg zur Nummer eins. „Man muss sagen, dass er es herausragend gemacht hat über die ganzen Jahre. Es gab sicher das ein oder andere Turnier, wo er sich Chancen ausgemalt hatte, die Nummer eins zu werden. Da wurde er zurückgestuft und er hat es sportlich genommen“, erklärte der Bayern-Star am Dienstagnachmittag ter Stegens schwierige DFB-Vergangenheit. „Ich freue mich für ihn, dass für ihn endlich die Tür aufgeht und er hier allen zeigen kann, wie gut er ist. In Deutschland wird unterschätzt, was er in Barcelona leistet. Er ist dort als Deutscher der Kapitän. Das ist nicht selbstverständlich. Das hat er sich sehr verdient.“
Hinter ter Stegen, der auch Teil des Mannschaftsrats ist, ließ Nagelsmann die Hierarchie offen. Der Bundestrainer hat in Oliver Baumann (34/TSG Hoffenheim) und Alexander Nübel (27) zwei Ersatztorhüter im Aufgebot, die beide trotz reichlich Erfahrung in ihren Vereinen noch kein Länderspiel bestritten haben. Gerade Nübel, der vom FC Bayern an Vizemeister und Champions-League-Teilnehmer VfB Stuttgart ausgeliehen ist, gilt als starker Herausforderer für ter Stegen.
Und bis zur WM 2026 vergeht noch viel Zeit. Dennoch sagte Nagelsmann klar: „Wichtig ist erst mal die Nummer eins, die steht fest.“ Mit ter Stegen, der endlich aus Neuers Schatten fliegen will.
P. KESSLER, M. BONKE