Klartext von Sammer

von Redaktion

Ex-Bayern-Sportvorstand kritisiert den Umgang mit Leon Goretzka

Matthias Sammer ist kein Fan öffentlicher Kritik. © Imago

Leon Goretzka (links) ist in München bekanntlich auf dem Abstellgleis, will aber nicht wechseln. © Imago

München – Als Trainer von Borussia Dortmund wurde Matthias Sammer im Jahr 2002 deutscher Meister. In seiner Zeit als Sportvorstand des FC Bayern gewannen die Münchner 2013 unter anderem die Champions League. Mit seiner Art, Menschen zu führen, hatte der 57-Jährige auf verschiedenen Ebenen Erfolg. Daher wundert es den Prime-Experten, wie der deutsche Rekordmeister seit einiger Zeit mit seinen Spielern umgeht und nannte als Beispiel Dayot Upamecano und Minjae Kim.

„Man hat sie infrage gestellt, aber gleichzeitig Stabilität erwartet“, sagte Sammer bei einem Prime-Termin zur neuen Königsklassen-Saison und ergänzte: „Ich würde nie jemanden öffentlich infrage stellen, von dem ich drei Wochen später erwarten muss, dass er mir alles gewinnen kann, was auf mich zukommt. Das würde ich persönlich nicht tun.“

Zwar nannte Sammer in diesem Zusammenhang keine Namen, doch der frühere Bayern-Trainer Thomas Tuchel dürfte sich angesprochen gefühlt haben. „Es ist immer gut und wertvoll, Menschen nach außen richtig zu stützen und zu verteidigen, nach innen ist das etwas anderes“, sagte der ehemalige Sportchef der Münchner. Er habe zwar Verständnis, dass Spieler unter gewissen analytischen Punkten in Frage gestellt werden, „das macht aber keinen Sinn, weil die Spieler sind Menschen mit einer gewissen Sensibilität, die für dich als Trainer sterben sollen. Ich glaube, das funktioniert nur, wenn der Trainer in Vorleistung geht“. Dem neuen Bayern-Coach Vincent Kompany traut Sammer zu, die richtigen Schlüsse zu ziehen: „Er war ein Spieler, der das selbst erfahren hat.“

Wenig Verständnis hat der Europameister von 1996 für den Umgang der Bayern-Verantwortlichen mit Leon Goretzka. Dem Mittelfeldspieler wurde bekanntlich ein Wechsel nahegelegt, doch Goretzka wollte nicht gehen. „Das ist etwas untypisch für Bayern München. Ich habe auch in der Vergangenheit nie öffentlich wahrgenommen, dass das passiert ist“, sagte Sammer und erwähnte explizit, dass er seinen ehemaligen Arbeitgeber „überhaupt nicht“ kritisieren wolle: „Ich war vier Jahre in diesem Klub. Aber auf die Idee wäre ich nicht gekommen, weil das Signalwirkung auf alles hat. Das kenne ich so nicht, auch international auf Top-Top-Level nicht.“

Allerdings betonte der frühere Sportdirektor des DFB, dass Goretzka einen „eigenen Kopf“ habe und ein „bisschen eigen“ sei: „Aber wenn man irgendjemanden nicht mehr haben möchte, kann man das anders lösen als über die Öffentlichkeit. Diese Öffentlichkeit kann mir keine internen Probleme lösen.“ Kingsley Coman sollte den Verein ebenfalls in Richtung Saudi Arabien verlassen, damit sich der Club auch sein Gehalt spart.

Generell sieht der Fußball-Fachmann das Thema Wertschätzung in Deutschland kritisch und nannte als Beispiel Joshua Kimmich: „Wir können darüber diskutieren: Ist er der richtige Sechser? Ist er der richtige Rechtsverteidiger? Aber wir können nicht darüber diskutieren, dass er sein ganzes Leben auf dem Platz lässt!“ Nicht umsonst wurde der Münchner von Bundestrainer Julian Nagelsmann zum neuen DFB-Kapitän ernannt. Zur Freude des Kimmich-Fans Matthias Sammer.
M. BONKE, P. KESSLER

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