„Das ist ein Gladiatoren-Sport“

von Redaktion

RTL-Experte Björn Werner über American Football und den Start der neuen NFL-Saison

Die größte Show Amerikas: Am Wochenende startet die Football-Saison in der NFL. © David J. Phillip

Kansas City gegen Baltimore – so lautete die Auftaktbegegnung der NFL (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe). Geht es nach Björn Werner, dann könnte dies eines der Schlüsselduelle sein. Der 34-Jährige RTL-Experte unf Ex-Spieler der Indianapolis Colts im Interview.

Björn Werner, wie lebt man als NFL-Experte so in der Zeit ohne NFL?

Bei mir liegt der Fokus darauf, Familienvater von vier Kindern und ein guter Ehemann zu sein (lacht). Mit Patrick Esume habe ich den Football Bromance Podcast, wir haben eine Medienagentur dahinter, also eigentlich bin ich zwölf Monate im Jahr Football. Das halbe Jahr Pause ohne die Spiele macht dann immer umso mehr Lust auf die neue NFL-Saison.

Was werden die Geschichten der neuen Saison?

Schafft es Patrick Mahomes das Triple, das sogenannte Three-peat, zu holen? Drei Super Bowls in Folge, das gab es noch nie und wäre eine unfassbare Geschichte. Aktuell sind wir in der Ära der Chiefs, jeder will Kansas City schlagen. Patrick Mahomes ist jetzt der neue Tom Brady. Er kann mit dem Triple das hinbekommen, was Brady nie geschafft hat. In der AFC sehe ich nur die Baltimore Ravens, die mithalten können. Und im Super Bowl sehe ich erneut die San Francisco 49ers, die sind weiter top aufgestellt.

Haben Sie immer noch eine andere Sichtweise auf die Liga durch Ihre persönlichen NFL-Erfahrungen?

Auf jeden Fall. Ich habe das Business erlebt, ich habe erlebt, dass Football in Amerika wie eine Religion ist. Zudem weiß ich, was es bedeutet, auf dem Feld zu stehen. Jeder Spieler weiß, dass er Woche für Woche mit Verletzungen rauskommen kann. Beim Fußball wälzt sich ein Spieler nach einer Knöchelverletzung minutenlang am Boden und fällt wochenlang aus. Beim Football gibt es ein Tape um den Knöchel, und in der nächsten Woche spielt er teilweise wieder. Das ist eine Gladiatoren-Sportart. Bei mir ist das Knie immer noch regelmäßig komplett blau.

Sie sind mit 17 Jahren in die USA gegangen. Und haben das Haifischbecken kennengelernt.

Du musst dich durchsetzen können und dir deinen Respekt verdienen. Da sitzen Jungs aus teilweise schwierigen Verhältnissen in der Kabine, die ihre Familie finanziell absichern wollen. Es herrscht ein enormer Druck. Es gibt dort kein System, das dich immer auffängt. Friss oder stirb. Wenn du nicht ablieferst, kommen die nächsten Spieler und du wirst ersetzt. Auf dem College und den drei Jahren in der NFL habe ich Erfahrungen für das ganze Leben gesammelt. Und jetzt werde ich dafür bezahlt, über Football zu reden, schöner kann es doch nicht sein (lacht).

Die NFL kehrt dieses Jahr nach München zurück.

Das ist unser Super Bowl. In unserem Land wird ein Spiel der regulären Saison ausgetragen, das muss man sich noch mal auf der Zunge zergehen lassen. Wir hatten Tom Brady und Patrick Mahomes hier. Jetzt haben wir die Giants und Panthers, das ist von den Teams her für manche vielleicht nicht so attraktiv im Vergleich, aber die Tickets waren wieder innerhalb einer Stunde ausverkauft. Dieses Event hat so eine Strahlkraft.

Ist Deutschland schon ein Football-Land oder auf dem Weg dahin?

Aus der NFL-Sicht sind wir ein Football-Land. Blicken wir auf die lokalen Vereine, muss noch eine Menge passieren. Es bewegt sich schon viel, aber es gibt auch noch viel Luft nach oben. Da muss auch in der Politik ankommen, dass Fußball nicht immer die höchste Priorität hat.


INTERVIEW: PATRICK REICHELT

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