Allseits beliebt: Kai Havertz übernimmt die Rolle als dritter DFB-Kapitän, obwohl er eher introvertiert ist. © Kara/Imago
„Jo ist ein ganz toller Mensch“: Die Teamkollegen freuen sich auf das erste Spiel unter Kapitän Kimmich. © IMAGO
Herzogenaurach – Bundestrainer Julian Nagelsmann wird im Rahmen der Nations-League-Partie am Samstag in Düsseldorf gegen Ungarn (20.45 Uhr, ZDF) einen ersten Einblick in seine neu formierte Nationalmannschaft geben. Joshua Kimmich wird das Team als Kapitän auf das Feld führen, hinter ihm wird Marc-André ter Stegen als neue Nummer eins marschieren. Vize-Kapitän Antonio Rüdiger wird zwar noch fehlen, trotzdem stehen die neuen Anführer vor ihrer ersten Bewährungsprobe nach den Rücktritten langjähriger Führungsspieler wie Manuel Neuer, Toni Kroos, Ilkay Gündogan und Thomas Müller.
„Es ist eine krass veränderte Mannschaft, große Namen haben uns verlassen. Es entwickelt sich derzeit eine neue Hierarchie, wir sind auf einem sehr guten Weg. Das Ganze ist ein Prozess, bis alle in ihre Rollen hereingewachsen sind“, stellte Stürmer Niclas Füllkrug unlängst fest. Der England-Legionär ist neben Kimmich, ter Stegen, Rüdiger, Kai Havertz, Pascal Groß und Jonathan Tah Teil des neu formierten Mannschaftsrats. „Wir haben keinen Weltmeister mehr in der Truppe und es ist ein Nachteil, dass Spieler mit so viel Erfahrung weg sind. Doch wir wollen dies zum Vorteil wenden und eine gierige, hungrige Truppe sein mit hohen Standards und einer hohen Arbeitsmoral“, gibt Füllkrug die Marschrichtung im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2026 vor.
Die Wahl von Kimmich als Kapitän war ein kluger Schachzug des Bundestrainers. Zwar hat der Münchner einen Ruf als Ehrgeizling, der deswegen im Training auch mal bei seinen Mitspielern aneckt – doch zwischenmenschlich ist der mehrfache Familienvater bei seinen Teamkollegen hoch im Kurs. Das war auch bei der vergangenen Europameisterschaft gut zu beobachten, als Kimmich gemeinsam mit David Raum Sympathie-Punkte als Hobby-Gärtner Duo sammelte oder in voller Trainingsanzug-Montur in den Pool sprang und dabei von Füllkrug gefilmt wurde. „Jo ist ein ganz toller Mensch, und ich freue mich jedes Mal, wenn ich ihn sehe. Er hat eine große Rückendeckung im Team“, schwärmt der West-Ham-Angreifer.
Auch abseits des Platzes gibt es Veränderungen
Kimmich kündigte bereits an, dass er keine „One-Man-Show“ als Kapitän abliefern und eng im Austausch mit seinen beiden Stellvertretern Rüdiger und Havertz sein werde. Mit dem Verteidiger von Real Madrid verstehe er sich „top“. Und der introvertierte Havertz? „Im Team ist es aber schon so, dass man merkt, er ist ein sehr lustiger Typ. Das hängt mit der Umgebung zusammen. Es freut mich sehr, dass er diese Rolle hat. Er fliegt teilweise unter dem Radar. Auch bei der EM hat er sich aufgerieben.“
Übrigens: Beim DFB gab es nicht nur Veränderungen auf, sondern auch abseits des Platzes: Physiotherapeut Wolfgang Bunz, Psychologe Dr. Hans-Dieter Hermann sowie Hans-Ulrich Voigt und Christian Staatz aus dem Medienteam scheiden aus. Bunz trat auf eigenen Wunsch ab und wird durch Simeon Unger – Physiotherapeut von RB Leipzig – ersetzt. Für Dr. Hermann stößt Dr. Philipp Laux zum DFB-Team, der künftig – wie auch Unger – in einer Doppelrolle fungiert. Hermann ist abseits der Länderspielpausen als Sportpsychologe bei Borussia Dortmund tätig. Zudem wird Teammanager Thomas Beheshti den DFB zum Jahresende auf eigenen Wunsch verlassen. Beheshti begleitet die Nationalmannschaft seit 2009 und war in verschiedenen Management-Rollen tätig.
M. BONKE, P. KESSLER