Der stille Antreiber

von Redaktion

Vergleiche mit Kroos sind ihm unangenehm, doch Groß ist die Lösung

Gutes Auge und ein feiner Fuß: Pascal Groß soll die DFB-Elf mit seiner Kreativität beflügeln. © Federico Gambarini/dpa

Düsseldorf – Nur ein Wort reichte, um den ganzen Raum zum Lachen zu bringen. „Danke“, sagte Pascal Groß in seiner gewohnt trockenen Art auf der Abschlusspressekonferenz des DFB am Freitagabend, nachdem Bundestrainer Julian Nagelsmann zuvor fast zwei Minuten über den Sechser geschwärmt hatte.

Schließlich wurde sein Coach gefragt, wieso er den erst achtmaligen Nationalspieler in den Mannschafsrat berufen hatte und was er an ihm schätzte: „Auf dem Platz ist es eine extrem gute Ballsicherheit und der Blick für tiefe Bälle hinter die Kette. Er hat nicht nur flache Lösungen. Pascal hat keine Angst, Bälle zu kriegen,“ erklärte Nagelsmann. „Gespräche mit Pascal machen Spaß. Er ist fußballverrückt und kann sich sehr gut einschätzen. Er ist ein feiner Kerl.“

Groß werde gegen Ungarn am Samstag (20.45 Uhr, ZDF) auf der Doppelsechs starten und zumindest formal die Kroos-Lücke schließen. Trotzdem soll er dabei seinen eigenen Stil finden. „Wir brauchen niemanden, der Toni Kroos ersetzt, wir brauchen Spieler, die ihre Stärken einbringen“, sagte der Bundestrainer. „Groß soll nicht den Kroos, sondern den Pascal machen.“ Und wie sieht der Neu-Dortmunder selbst seine Rolle?

„Ich versuche auf dem Feld, meine Mitspieler spielerisch und auch kommunikativ in Szene zu setzen“, sagte Groß und erklärte, dass seine Aufgaben auch darin bestünden, seinen Teamkollegen Kommandos zu geben und so das Offensivspiel und die Defensive zu koordinieren. Diese Rolle habe sich auch trotz des veränderten Kaders nach der EM nicht geändert. „Ich bleibe mir selbst treu, versuche mein Spiel zu spielen. Das hat auch nichts damit zu tun, dass Toni Kroos zurückgetreten ist“.

Der ansonsten eher stille Groß hat es schließlich gelernt, seinen Weg konsequent zu gehen. Über Hoffenheim und Ingolstadt landete der Mittelfeldspieler in der Premier League. Beim Überraschungsclub der letzten Jahre, Brighton & Hove Albion, wurde er dort nach und nach zur festen Größe. Bei seinem DFB-Debüt im September vergangenen Jahres war Groß dann bereits 32 Jahre alt – auf dem Weg zur WM 2026 dürften nun noch einige Partien dazukommen.

BVB-Berater Matthias Sammer sieht im DFB-Spiel nun sogar mehr Variabilität mit Groß statt Kroos, auch wenn dieser mit seinen Erfolgen „eine Stufe drüber“ sei. „Beide sind sehr spielintelligent. Aber in Brighton hat Pascal Groß auch andere Positionen bekleidet, um einer Mannschaft ein Stück weit Unterstützung und Hilfestellung zu geben“, sagte Sammer. Soll heißen: Groß hat im Mittelfeld einen größeren Aktionsradius als Kroos. Er wird andere Elemente in das Offensivspiel einbringen als der langjährige Mittelfeldchef. Denn Groß soll eben den Pascal machen – und nicht Kroos.
VINZENT TSCHIRPKE

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