Von der Göre zur Besten der Welt

von Redaktion

Ex-Partnerin Sara Niedrig erklärt den Wandel von Beach-Königin Laura Ludwig, die ihre große Karriere beendete

München – Am Ende war es wahrscheinlich nur konsequent, dass sie im Sand des Timmendorfer Strand das Mikrophon in die Hand nahm. Sara Niedrig war einst die erste, die mit Laura Ludwig auf dem Court stand. Und nun sollte sie also auch die letzte sein. Jene Frau eben, die die alte Freundin und Wegbegleiterin in den sportlichen Ruhestand verabschiedet.

Wenn man so will, könnte man Sara Niedrig sogar als eine der Entdeckerinnen der heutigen Sand-Grand-Dame sehen. Auch wenn es in der Halle war, wo sich die Wege der beiden erstmals kreuzten. Niedrig spielte, damals noch unter ihrem Mädchennamen Goller für Leverkusen, Ludwig für Köpenick. Am Ende unterhielt sich Niedrig mit ihrer Trainerin. Gudula Krause, die fragte, wen vom Gegner sie denn holen würde. Die gebürtige Starnbergerin zeigte ohne zu zögern auf Ludwig: „Die da, die ist gut.“

Gemeinsame Wege gingen die beiden. Wobei die Laura Ludwig von damals mit der heutigen kaum zu vergleichen war. „Ich habe das Schiff gesteuert“, sagt Sara Niedrig, „sie hat halt Beachvolleyball gespielt.“ Unbekümmert, frech, ganz die Berliner Göre, als die sich Ludwig selbst immer wieder bezeichnete. „Im Training hat sie schon auch mal was weggelassen, wenn keiner hingeschaut hat.“.“

Es ist eine der Besonderheiten dieser Karriere, wie sehr sich Laura Ludwig veränderte. Ohne die Premieren-Partnerin, die nach neun Jahren aufhörte: . „Weil ich gemerkt habe, dass mir das Feuer verloren gegangen ist“, wie Niedrig sagt.

Wer weiß, vielleicht hatte Laura Ludwig ja auch diese Trennung gebraucht. Als man sich jwieder sah, fand Sara Niedrig eine völlig veränderte Ex-Partnerin vor. An der Seite des Block-Talents Kira Walkenhorst war sie gereift. „Man hat von ihr die Töne gehört, die vorher von mir kamen“, sagt Niedrig, „sie führte.“

Zum Schlüsselerlebnis wurde wohl auch der Gold-Coup von Julius Brink und Jonas Reckermann in London. Es war einer jener Momente der Kategorie „Will ich auch.“ Auf dem Weg dorthin wurde Ludwig zum Vollprofi, mit Walkenhorst drei Jahre lang zum besten Team der Welt. Schöner Zufall, dass auch Walkenhorst in Timmendorf den Schlussstrich zog.

Viel unterschiedlicher hätten sich die beiden Langzeit-Partnerinnen kaum entwickeln können. Die heute 40-jährige Sara Niedrig ging zum Fernsehen ehe sie sich mit ihrem Ehemann in ein Selbstversorger-Gut mit Ferienwohnungen in der Eifel verliebte, das die beiden heute betreiben. Ein Wandel, den das Paar in dem lesenswerten Buch „Auf Gut Glück“ (Droemer) sehr anschaulich beschreibt. Und Ludwig? Laura Ludwig blieb.

Dass sich die Wahl-Hamburgerin trotz aller Ambitionen für die Rolle als Mutter zweier Söhne entschied, wundert Niedrig – selbst dreifache Mama, nicht. „Das war mir immer klar, dass sie Mama werden will.“ Dass Ludwig sich zweimal zurückkämpfte und sich jeweils bis auf die allergrößte Bühne Olympia spielte, gehört auch für Sara Niedrig zu den Glanzlichtern dieser Karriere.

Dass die Sache in Paris schiefging und Ludwig/Lippmann ohne Satzgewinn aus dem Wettbewerb kippten, tut dem keinen Abbruch. „Ein bisschen traurig“, fand Niedrig das kurze Abenteuer Olympia indes schon, „weil die beiden nie ihre Leistung zeigen konnten.“

Und nun ist also Schluss. Nicht ohne gute Wünsche der alten Freundin natürlich. „Ich hoffe sehr, dass sie jetzt auch einfach mal alle Fünfe gerade sein lassen kann“, sagte Sara Niedrig, „und dass sie das, was jetzt kommt, einfach genießt.“
PATRICK REICHELT

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