ZUM TAGE

Die Euphorie der Heim-EM hält an

von Redaktion

Start in die Nations League

Wenn man es nicht besser gewusst hätte, hätte man am Samstagabend durchaus denken können, bei einem Deutschland-Spiel der Heim-EM anwesend zu sein. Das Publikum in der Düsseldorfer Arena bejubelte jeden Treffer frenetisch, Major Tom wurde mitgegrölt und Deutschland hatte sich auch in der Gruppenphase bereits mit Ungarn duelliert (in den letzten drei Jahren fand die Partie sogar ganze sieben Mal und in gefühlt jeder Länderspielpause statt, aber das ist ein anderes Thema).

Der Kantersieg trug sein übriges dazu bei, dass die Stimmung – wie schon zum Start der Europameisterschaft – unglaublich euphorisch war, sodass man sich zwischenzeitlich fragen musste: Worüber jubeln hier eigentlich alle? Freuen sich die Zuschauer wirklich derart über drei Punkte in der Nations League? Oder geht es vielmehr darum, sich selbst und die eigene Neuverbundenheit mit dem DFB zu zelebrieren?

Die Aufbruchsstimmung muss mit Blick auf die WM konserviert werden

Vermutlich liegt die Antwort irgendwo dazwischen, beide Motive sind ein legitimer Grund für einen schönen Fußballabend. Dass der Hype um die Nationalelf aber derart fortgesetzt wird, ist dem DFB um seinen jungen Trainer Julian Nagelsmann hoch anzurechnen. Umso wichtiger ist es im Hinblick auf die in zwei Jahren anstehende Weltmeisterschaft nun, die Aufbruchsstimmung zu konservieren. Zwar liegt das Turnier in knapp zwei Jahren zeitlich noch in weiter Ferne, bis dahin stehen aber nur 19 Spiele an. Eine Sieges- oder Niederlagenserie in der Nations League kann dabei entscheidenden Einfluss nehmen.

Dass Stimmungslagen schließlich extrem fragil sind, zeigt der Fußball immer wieder. Eine einzige Aktion entscheidet über Sieg oder Niederlage, Schwarz oder Weiß und alles richtig oder alles falsch gemacht. Die vielseits bejubelte Heim-EM könnte in der Nachbeurteilung bei einer schwachen Nations League kippen. Statt der neuen Verbundenheit zwischen Fans und Mannschaft würde dann das Aus im Viertelfinale stehen, das – wenn man ehrlich ist – eigentlich kein Grund zum Jubeln für den deutschen Fußball gewesen wäre. Überzeugt man bis zur WM aber weiter, war die Europameisterschaft schlicht der Start von etwas Großem. Wie die Erzählung weitergeht, hat die Nationalmannschaft selbst in der Hand. Vinzent.Tschirpke@ovb.net

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