TV-KRITIK

Jauchz! Emotionen in kalten Zeiten

von Redaktion

Wollte eigentlich gar nichts sagen: KMH mit Nagelsmann – an einem Abend zum Genießen. © screen

Neues Deutschland: Das ist nicht mehr nur eine Arbeiter- und Bauern-Zeitung. Das ist Julian Nagelsmanns frisch renovierte Superduper-Nationalelf. Die fesche Bezeichnung hat ZDF-Kommentator Olli Schmidt beim umjubelten „Hello again“-Länderspiel gegen Ungarn ausgeheckt, das KMH innerhalb weniger Stunden von Kassandra Müller-Hohenstein zu Katrin Knüller-Hohenstein verzauberte. La-Ola-Olli pries bei einer sehr netten Übertragung „die tolle Fußball-Bande in weiß“. Jetzt sind die WM-Titel 2026, 2030 und 2034 ganz nah.

– Jubel-Katrin: Am Anfang war Mittelfrankens emsigste ZDF-Sportmoderatorin noch aweng skeptisch. Sie streute Öl in die Wunden, oder so: „Deutschland hat in der Nations League bisher nur 3 von 16 Spielen gewonnen.“ Spielen wir ungern gegen Ungarn? Doch aus „Oh, wie ist das stöhn“ wurde nach dem Fünfnull „Oh, wie ist das schön“. KMH war regelrecht ergriffen: „Ich will gar nichts sagen. Aber es ist herrlich. Wir schweigen noch nen Moment, oder?“ Das hielten viele für eine gute Idee. Am Schluss ging es um die Verrentung von Chris Kramer und sein Gladbach-Abschiedsvideo. „Ich hätt fast mitgeheult“, seufzte die Katrin. Es war emotional im Zweiten, aber das kann man gut brauchen in diesen kalten Zeiten.

– Günther Jauchz: Auch Power-Pensionist Chris Kramer war happy und erfand das neue Qualitätsmerkmal der „Temporierung“ im Spiel vom Bundesjulian. Sein Befund: „Wir sind wieder wer.“ Der ZDF-Schlingel zeigte sich begeistert, als wäre er Günther Jauchz. Und das, obwohl ihn sein „kleiner Freund“ (KMH) im Stich gelassen hatte. Per Mertesacker weilte auf einer „mysteriösen Überraschungsparty auf Ibiza, obwohl er erst in drei Wochen 40 wird, oder 30“, verriet Kramer. Er lobte das Wahnsinns-Volley-Tor der Italiener gegen Frankreich: „So einen Schuss habe ich zum letzten Mal gesehen von Kramer 2019.“ Alle Weltmeister von Rio weg? Ach wo, das ZDF hat doch Chris Kramer!

– Ovations-Olli: Kommentator Schmidt hatte als Verbal-Fachkraft den Vorteil, dass er sich nicht groß von Kroos auf Groß umstellen musste. Er nutzte die freigewordenen geistigen Kapazitäten für „Enthusiasmus, Elan, Euphorie“. Und er erklärte die taktische Aufgabe von David Raum. Thomas Müller ist fort, aber Olli Schmidt bleibt, als Raum-Deuter.

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