Oranje-Spektakel – und Zwist

von Redaktion

Hollands Generalprobe: Offensiv stark, defensiv schwach und hinter den Kulissen wild

Hauptperson des Streites: Trainer Koeman hatte Stürmer Bergwijn nicht nominiert. © IMAGO/Goal Sports Images

Eindhoven – Vorne hui, hinten pfui – und hinter den Kulissen wild: So lässt sich die Generalprobe der niederländischen Nationalmannschaft vor dem Duellmit der deutschen Nationalmannschaft zusammenfassen. Knapp zwei Monate nach dem Halbfinal-Aus bei der EURO ist „Oranje“ mit einem Spektakel in die Nations League gestartet. 59 Tage nach dem 1:2 gegen England in Dortmund bot das Team von Bondscoach Ronald Koeman beim 5:2 (2:1) gegen Bosnien und Herzegowina begeisternden Offensivfußball – allerdings mit defensiven Mängeln. Am Dienstag (20.45 Uhr/RTL) ist Oranje in Amsterdam in der Gruppe A3 der nächste Gegner der deutschen Elf.

Der Ex-Münchner Joshua Zirkzee brachte die deutlich überlegenen Gastgeber bei seinem Startelfdebüt in Eindhoven früh in Führung, als er eine Hereingabe des Leipzigers Xavi Simons mit dem Hinterkopf verlängerte (12.). Eine „deutsche“ Koproduktion sorgte für den überraschenden Ausgleich: Nach Zuspiel des Kölners Denis Huseinbajic traf der Stuttgarter Ermedin Demirovic (27.).

Dann hatte Oranje zunächst Pech: Nach einem sehenswerten Doppelpass mit Zirkzee traf Tijjani Reijnders die Latte (42.). In der Nachspielzeit der ersten Hälfte machte es der Mittelfeldspieler der AC Mailand besser und erzielte das hochverdiente 2:1 erneut auf Zuspiel von Zirkzee (45.+2). Beim 3:1 von Cody Gakpo war Reijnders der geniale Vorbereitet (56.). Die zweite Chance der Gäste nutze Edin Dzeko zum zweiten Tor (73.). Der eingewechselte Wout Weghorst (88.) und Simons (90.+2) entschieden die Partie.

Für Aufsehen hatte Koeman allerdings schon vor dem Spiel gesorgt, weil er Stürmer Steven Bergwijn wegen dessen Wechsel nach Saudi-Arabien nicht berücksichtigte. Das habe „nichts mit sportlichen Ambitionen zu tun“, kritisierte der Coach, Bergwijn konterte: „So behandelt man Spieler nicht. Ich habe es immer als Ehre empfunden, für die niederländische Mannschaft zu spielen, aber unter diesem Trainer möchte ich das nicht mehr.“

Koeman nahm das zur Kenntnis – und zog seine Lehren aus dem Zoff. Denn eine Bewertung des möglichen Transfers von Torjäger Memphis Depay nach Brasilien verkniff sich der Coach im Rahmen der Partie. „Ich werde mir nicht noch einmal die Finger verbrennen, bevor wieder das ganze Land über mich herfällt“, sagte er. Depay ist nach seinem Abschied bei Atlético Madrid derzeit vereinslos und soll sich mit Corinthians auf einen Wechsel nach São Paulo verständigt haben. Wegen seiner fehlenden Spielpraxis saß er beim Länderspiel in Eindhoven nur auf der Tribüne. Zu den Berichten über die Zukunft des 30-Jährigen sagte Koeman: „Ich beiße mir nur auf die Lippe. Wenn ich sehe, wie alle reagieren, wenn ich etwas über Bergwijn sage, denke ich, dass ich ab und zu vielleicht etwas vorsichtiger sein muss.“ Die brasilianische Liga sei zwar stark, aber weit weg, fügte Koeman hinzu. Ihm fehle daher der Einblick. Damit: Thema beendet. Ab jetzt: Fokus auf Deutschland.
SID

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