Aleksandar Pavlovic – wichtiger Zukunftsbaustein für Coach Julian Nagelsmann © IMAGO
Hätte auch für Serbien spielen können, entschied sich aber für den DFB: Bayerns Senkrechtstarter Aleksandar Pavlovic. © IMAGO/osnapix / Hirnschal
Düsseldorf – Die wichtigste Entscheidung hat Aleksandar Pavlovic gleich nach Abpfiff getroffen. Was soll mit dem Trikot passieren, das er bei seinem Traum-Debüt im ersten Pflichtspiel für Deutschland getragen hat? „Das wird zu Hause aufgehängt“, sagte der Sechser lachend, während er mit dem besonderen Shirt aus dem Stadion lief.
Zuvor feierte Pavlovic einen nahezu perfekten Abend. Nachdem er bereits im Mai beim 0:0 gegen die Ukraine für 19 Minuten in einem Testspiel randurfte, lief der Bayernstar am Samstagabend durch seine Einwechslung gegen Ungarn erstmals in einem Pflichtspiel für den DFB auf. Seine starke Leistung im Mittelfeld krönte er mit seinem Treffer zum 4:0 – logisch, dass es anschließend Lob von allen Seiten gab. „Pavlo hat ein sehr gutes Spiel gemacht. Er ist ein Spieler mit viel Mut und guten Ideen. Er verkörpert viel von dem, was ich auf der Sechs sehen will“, zeigte sich Julian Nagelsmann angetan. „Er macht das gut und ist dazu auch noch ein cooler Typ, lustig, aber trotzdem bescheiden. Er hat richtig Lust zu gewinnen, auch im Training, das gefällt mir schon richtig gut.“
TV-Experte und Ex-Nationalspieler Christoph Kramer schloss sich dem Lob an. „Aleksandar Pavlovic kann in einer Ballbesitz-Mannschaft ein Weltklasse-Sechser werden. Er sollte lange bei Bayern bleiben, wenn möglich, oder zumindest immer zu Teams gehen, die viel den Ball haben, denn da ist er herausragend“, sagte der 33-Jährige, der vor knapp zehn Jahren selbst ein DFB-Talent auf der Doppelsechs war. Für Pavlovic bedeutet sein Treffer außerdem das versöhnliche Ende einer bisher schwierigen Zeit beim DFB. Erst im Frühjahr hatte sich der 20-Jährige dazu entschieden, für Deutschland und nicht für Serbien aufzulaufen. Seine erste Nominierung für die A-Nationalmannschaft im März verpasste er wegen einer Mandelentzündung. Die Heim-EM im Sommer musste er dann wegen des gleichen Infekts komplett ausfallen lassen.
Nach einer Operation in der Sommerpause sind die Mandeln nun aber raus – und Pavlovic bereit, sich für noch mehr Einsatzzeiten beim DFB zu empfehlen. „Es war sehr schön. Dass ich so viel Spielzeit bekommen habe, macht mich glücklich. Dann noch das Tor zu machen, hat Spaß gemacht – ich bin stolz“, sagte er nach der Partie. Rechnet er nun damit, sich auf der Doppelsechs festzuspielen? „Ich habe schon gehofft, dass ich viel Spielzeit bekomme. Ich gebe Gas, trainiere und gebe alles, den Rest entscheidet der Trainer.“
Durch die Einwechslung von Angelo Stiller stand kurz danach ein weiterer Debütant auf dem Platz, für den Stuttgarter bedeutete der Einsatz sein erstes Länderspiel überhaupt. Sind Pavlovic und Stiller die Doppelsechs der Zukunft? „Sie haben die Bälle sofort gewollt und versucht, was zu kreieren – ohne Angst“, lobte Nagelsmann das Duo. Und auch Kimmich bekräftigte: „Sie haben gut harmoniert.“
Bis die zwei Youngster gemeinsam starten, dürfte es trotzdem noch etwas dauern, schließlich gelten Groß und Andrich derzeit als gesetzt. Als etatmäßiger Sechser Nummer drei wird Pavlovic nun aber immer weiter herangeführt – den schwierigsten Start hat er bereits überstanden.
VINZENT TSCHIRPKE