Wieder nur zweiter Sieger: Patrick Hager nach dem verlorenen Finale. © Red Bull/City-Press
München – Es gibt aus Sicht des EHC Red Bull München eine gute Nachricht. Die einer Wiederentdeckung. Die Mannschaft hat dazu zurückgefunden, in der letzten Minute einer Partie durchschlagskräftig zu sein. Dass sie im Endspurt aufdrehen konnte, das war über Jahre einer ihrer Wesenszüge. Der aber in der schwachen Saison 2023/24 verloren ging.
Nun aber: Am Freitagabend spielte der EHC bei der Steiermark Trophy gegen die Graz 99ers, den Turniergastgeber, die Münchner gewannen 2:1, den Siegtreffer erzielte Tobi Rieder, als auf der Uhr noch eine Restspielzeit von 41 Sekunden stand. Und am nächsten Abend die Steigerung dazu: Der EHC musste einen Rückstand aufholen – und da fügte sich dann einmal alles zusammen: Powerplay, Trainer Toni Söderholm zog den Torhüter und brachte den sechsten Feldspieler. Drei Sekunden vor der Sirene gelang Chris DeSousa der Ausgleich zum 3:3 gegen die Löwen Frankfurt, es ging in die Verlängerung.
Das waren mal zwei positive Erlebnisse für das Münchner Eishockey-Team zum Abschluss der Vorbereitung auf die Punktspielsaison in der DEL. Dennoch war das Ergebnis letztlich doch wieder unbefriedigend. Denn dem 2:1 gegen Graz, dem ersten Sieg im sechsten Testspiel, folgte doch wieder eine Niederlage. Zwar hatte sich der EHC in die Overtime retten können, doch im Penaltyschießen unterlag er dann. Sechste Niederlage im siebten Spiel. Vor allem: München verlor gegen die Löwen Frankfurt, die der einzige deutsche Gegner in der Pre-Season waren. Und die am 22. September, am zweiten DEL-Spieltag, der Auswärts-Kontrahent des EHC sein werden. Für die ersten drei DEL-Partien müssen die Münchner reisen, weil ihre eigene Arena noch nicht fertig ist.
Die Bilanz der Vorbereitung steht nun fest: ein Sieg in sieben Spielen, sechs Niederlagen, vier in der regulären Spielzeit (Växjö, Salzburg, Davos, Zug), zwei in Verlängerung und Penaltyschießen. 12:23 Tore. Die drei Treffer gegen Frankfurt sind der Bestwert, ansonsten kam die einst gefürchtete Offensiv-Maschinerie nicht über zwei Tore hinaus. Davon, eine Torfabrik zu sein, sind die Münchner weit entfernt.
Die vier Sturmreihen, die Trainer Toni Söderholm aufs Eis schicken kann, lesen sich immer noch prominent besetzt. Mit deutschen (Ex-)Nationalspielern, nordamerikanischen Importspielern und Talenten (Veit Oswald, Nikolaus Heigl), die weit über dem Ligadurchschnitt stehen. Indes, nach dem Ausfall von Trevor Parkes für womöglich die ganze Saison gibt es keinen klassischen Scorer mehr. Zugänge aus Übersee? Wird es geben müssen, doch der Markt ist derzeit ruhig, weil potenzielle Kandidaten für die DEL erst noch versuchen, einen Platz in der NHL zu bekommen.
Und so wirkt der EHC momentan nicht gerüstet auf die neue Saison. Bis zum Start am 20. September in Iserlohn bleibt ihm nur Training.
GÜNTER KLEIN