„Bank macht absolut keinen Spaß“

von Redaktion

Löwen-Liebling Hiller über seine neue Rolle als Nummer zwei – und Zukunftsgedanken

„Hiller-Killer“: Dem Elferkrimi gegen Haching 2019 verdankt Marco Hiller seinen Spitznamen. © Imago

Populär wie eh und je: Ein Selfie mit Kurvenliebling Marco Hiller hat beim Anhang weiterhin einen hohen Stellenwert – daran ändert auch sein neuer Status als Ersatztorhüter nichts. © IMAGO / M.i.S.

München – Hinter Marco Hiller (27) liegt ein bewegtes Jahr. Im Dezember wurde er erstmals Vater, bis Mai trug er als Stammkeeper der Löwen zum Klassenerhalt bei – seit dem Sommer muss er mit dem ungeliebten Platz auf der Ersatzbank vorliebnehmen. Im Gespräch mit unserer Zeitung verriet der Fanliebling, wie er mit seiner neuen Rolle klarkommt und was sein auslaufender Vertrag für den weiteren Karriereverlauf bedeuten könnte. Hiller über…

… das Pokal-Duell mit Haching: „Ein Derby ist immer eine coole Sache. Ich denke, gegen Haching haben wir im Pokal gute Erfahrungen gemacht. Wir haben den Anspruch, das Ding zu gewinnen. Aus meiner Sicht ist das ein gutes Los..“

… die Drucksituation vor Ingolstadt: „Vor dem Spiel war sehr viel Druck auf dem Kessel. Mit vier Niederlagen willst du nicht starten – drei war eh schon Wahnsinn. Daher hat es uns gutgetan, dass wir da den ersten Dreier geholt haben.“

… Gründe für die Wende: „Wir hatten endlich das Spielglück, das uns vorher teilweise gefehlt hat. Oft haben wir unsere Chancen nicht verwertet, dann hat der Gegner direkt ein Tor gemacht – diesmal lief es andersrum. Ich denke, man hat aber auch gesehen: Die Emotionen beim zweiten Tor – jeder hat gefeiert, jeder mitgefühlt. Am Ende hat es vielleicht den Ausschlag gegeben, dass wir den Sieg einfach mehr wollten.“

… über die Gefahr eines Negativstrudels: „Nach drei Niederlagen kann die Stimmung kippen, definitiv. Vom Charakter her haben wir aber keine Mannschaft, der so etwas passiert, ich hab mir da nie Sorgen gemacht. Ich muss echt sagen: Das sind lauter Top-Jungs, alles gute, positive Typen.“

… Konkurrenzkampf, Kader und Kabinenklima: „Bei uns ist keiner, wo du sagst: Boah, was ist das für einer? Es knallt auf dem Platz, aber in der Kabine bleibt es harmonisch. Reibung gibt es trotzdem – allein durch den Konkurrenzkampf. Wir haben nicht 10, 11, 12 Jungs auf Topniveau, sondern 20 bis 24.“

… seine neue Rolle als Nummer zwei: „Es war ein Rückschlag, ganz klar. Man will natürlich spielen. Auf der Bank zu sitzen, vor allem als Torhüter, macht absolut keinen Spaß. Ich habe nicht den Anspruch an mich, in der 3. Liga auf der Bank zu sitzen. Aktuell ist es aber so, ich muss es akzeptieren – und dann schauen, was die Zukunft bringt. Den Miesepeter zu geben, ist sicher nicht hilfreich.“

… seinen auslaufenden Vertrag: „Man muss sich immer seine Gedanken machen, wenn der Vertrag ausläuft. Will ich hier verlängern? Will ich woanders hin? Es ist natürlich keine optimale Verhandlungsgrundlage, wenn man auf der Bank sitzt. Ich denke aber, ich habe hier schon viele Jahre auf Topniveau gespielt – da kann ich das ein Jahr lang verkraften. Die Situationen ändern sich sehr schnell im Fußball, man muss auch schauen, was für einen privat am besten ist – deswegen bin ich offen für alles.“

… das neue Leben zu dritt: „Es ist was ganz anderes mit Kind, aber wunderschön. Ein Kind relativiert die Dinge. Du siehst deine Tochter lachen – und schon nimmt man sich nicht mehr alles so zu Herzen.“

… die anstehenden Brocken gegen Dresden und in Bielefeld: „Das sind neue Gradmesser, ich denke aber, wir können jeden in der Liga schlagen. Ich bin da sehr positiv gestimmt, die Mannschaft ist gut drauf.“

… sportliche Ziele: „Wirr hatten jetzt einen kleinen Restart. Ein echtes Ziel haben wir uns nicht gesetzt. Wir wollen eine bessere Saison spielen als letztes Jahr – und natürlich den Totopokal holen.“
ULI KELLNER

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