Bremst McLaren den eigenen Piloten?

von Redaktion

Formel 1: Piastri soll Norris im WM-Kampf gegen Verstappen unterstützen

Gegner: Oscar Piastri (li.) und Lando Norris. © IMAGO

Baku – McLaren jagt Red Bull – oder jagen sich die beiden McLaren-Piloten vornehmlich selbst? Dieser Eindruck kam auf, als sich in Ungarn und Monza der britische Rennstall im WM-Kampf das Leben unnötig schwer machte. Lando Norris verpasste beide Male die für ihn maximal mögliche Punktezahl, weil wegen der fehlenden Stallorder Oscar Piastri vor ihm landete. Dabei ist der Brite erster und einziger Verfolger von Champion Max Verstappen, liegt derzeit 62 Zähler hinter dem Red Bull-Fahrer.

Und er liegt 44 Punkte vor seinem Teamkollegen, weshalb McLaren nun darüber nachdenkt, die freie Fahrt für beide Piloten einzuschränken. Vor dem Rennen in Baku am Sonntag räumt Teamchef Andrea Stella ein: „Wir müssen erkennen, dass nicht nur die Konstrukteurs-WM in Reichweite ist, sondern mit der aktuellen Performance auch die Fahrer-WM. Wenn wir beides erreichen wollen, müssen wir das Team und Lando in die Lage versetzen, um beides zu kämpfen. Wenn wir also einen Fahrer unterstützen müssen, wird es der sein, der die besten Karten hat.“ Will sagen: In Zweifel muss Oscar Piastri zurückstecken – anders als in Monza, wo sich beide zur Freude der Rennsportfans spektakulär auf der Strecke beharkten. Der hart geführte Zweikampf zwischen den beiden Papaya-farbenen Rennern verhalf zudem auch noch Ferrari-Star Charles Leclerc zum Sieg.

Norris vernimmt es mit Wohlwollen, macht aber öffentlich keinen Druck: „Das wäre hilfreich, aber niemand von uns Fahrern will das wirklich. Es ist nicht meine Entscheidung. Wir funktionieren gut als Team.“ Und Oscar Piastri? Er schweigt. Manager des Australiers ist allerdings Mark Webber. Der ehemalige Red Bull-Star erlebte an der Seite von Sebastian Vettel, wie schmerzvoll es sein kann, wenn sich ein Team für bzw. gegen einen Fahrer entscheidet – oder wenn ein Pilot sich eigenmächtig gegen eine Teamansage wehrt. In Malaysia 2013 hielt sich Vettel nicht an die berühmt-berüchtigte Ansage „Multi 21“, laut der er hinter Webber ins Ziel hätte fahren sollen.

Das zeichnete den Australier für den Rest seiner Karriere. Auch Sky-Experte Ralf Schumacher gibt zu bedenken: „Man zerstört einen Fahrer auch ein Stück weit, wenn man ihm sagt, dass er zurückstecken muss.“ Das wird Webber seinem Schützling sicher auch sagen.
RALF BACH

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