Ballzauberer am Werk: Karim Adeyemi. © IMAGO
Tallinn – Karim Adeyemi musste tief in seinem Gedächtnis kramen. Ein zweistelliger Sieg, dazu drei eigene Tore? „Das hatte ich zuletzt vielleicht in der U10 oder U11“, sagte der Stürmer von Borussia Dortmund nach dem fulminanten 10:1 (5:0) der deutschen U21 in Estland. Ähnlich ging es Kapitän Eric Martel, der ein solches Schützenfest zuletzt „wohl in der E-Jugend“ erlebt hatte.
„Zehn Tore muss man erstmal schießen“, sagte auch DFB-Trainer Antonio Di Salvo nach dem zweithöchsten Sieg der U21-Geschichte. Kurz anstoßen sei daher erlaubt: „Wer ein Bier trinken möchte, kann das gerne machen.“ Erst recht, als am Abend Lothar Matthäus ein Sonderlob schickte. „Wir können uns auf unseren Nachwuchs verlassen. Sie sind richtig torhungrig, das macht viel Spaß“, sagte der Rekordnationalspieler bei RTL.
Torhungrig war vor allem Adeyemi. Der Rückkehrer erzielte schon in der ersten Halbzeit zwei Treffer – so wie sechs Tage zuvor beim 5:1 gegen Israel. Doch diesmal wollte er mehr. „In der Pause hat er mir gesagt, dass er drei Tore machen möchte“, verriet Di Salvo. Also schenkte der DFB-Trainer seinem Stürmer noch 20 Minuten Spielzeit, Adeyemi traf in der 61. Minute – und wurde drei Minuten später mit einem Lächeln ausgewechselt.
„Genau das sollte mein Standard sein, genau das wollte ich erreichen. Ich wollte ein bisschen Selbstbewusstein tanken“, sagte Adeyemi, der schon vier A-Länderspiele absolviert hat, bei ProSieben Maxx über seine Leistung. Vor einem Jahr hatte er auf eine Reise zur U21 verzichtet, nun meldete er sich mit fünf Toren in zwei Begegnungen zurück.
Ist nun sogar die Rückkehr in die Nationalmannschaft möglich? Für Di Salvo wäre das kein Problem, schließlich sei „genau dies das Ziel“ der deutschen U21. Erst aber müsse Adeyemi auch beim BVB wieder überzeugen: „Er muss jetzt auch im Verein Gas geben. Hoffentlich kann er den Schwung mitnehmen.“
Wahrscheinlicher ist aber, dass Adeyemi auch im Oktober für die U21 aufläuft. Schließlich fehlt noch ein Sieg aus den letzten zwei Spielen, um Platz eins zu sichern und das EM-Ticket zu lösen. Jener Sieg sollte möglichst schon gegen Bulgarien gelingen, um ein „Endspiel“ beim Verfolger Polen zu verhindern. Trotz der Euphorie wollte daher niemand zu früh feiern.
SID