Tränen für den Lautsprecher

von Redaktion

Köln feiert einen bewegenden Abschied von Trainerlegende Daum

Brach in Tränen aus: Ex-Köln-Boss Meier. © Gambarini/dpa

Kämpfte bis zum Schluss: Daum im Juni 2023

Häßler, Calmund und Littbarski – nur drei von vielen Trauergästen. © Gambarini/dpa, Räppold/dpa

Der Krebs war zu stark: Die Fußballwelt nahm gestern Abschied von Christoph Daum, am 24. August verstorben war. © Gambarini/dpa

Köln – Bei der Liebeserklärung an seinen Freund Christoph Daum brach Pierre Littbarski die Stimme weg. „Danke, dass ich in deinem Leben sein durfte“, sagte die FC-Ikone in Richtung seines ehemaligen Trainers und schluchzte: „Ich hab dich lieb!“ Es war der emotionale Höhepunkt einer rührenden Trauerfeier, bei der die Fußball-Welt dem verstummten „Lautsprecher der Liga“ gebührend die letzte Ehre erwies.

Im Müngersdorfer Stadion in Köln versammelten sich die geballte Prominenz des Sports sowie zahlreiche Freunde und Fans, um sich von der Bundesliga-Ikone Daum zu verabschieden. „Christoph Daum ist nicht nur ein starkes Stück Bundesliga“, adelte DFB-Präsident Bernd Neuendorf die deutsche Trainer-Ikone in seiner elfminütigen Rede, „sondern auch eine der schillerndsten und spannendsten Charaktere des Fußballs in Deutschland.“ Daum, der am 24. August infolge einer Krebserkrankung verstorben war, habe stets das „Unmögliche möglich machen“ wollen, sein Leben sei „alles andere als langweilig gewesen“.

Vor den Augen des DFB-Sportdirektors Rudi Völler, Reiner Calmund sowie Daums Frau Angelica würdigte Neuendorf den Kulttrainer mit großen Worten. Besonders emotional wurde es dann bei den FC-Größen Michael Meier und Littbarski. „Du solltest nur wissen, dass du über Jahre ein würdiger Repräsentant für den 1. FC Köln warst“, sagte der ehemalige Manager Meier.

Das Kölner Stadion, der Ort, an dem sich Daum und seine Angelica im September 2007 das Ja-Wort gegeben hatten, bot einen würdigen Rahmen. Pünktlich zu Beginn um Punkt 15.30 Uhr strahlte die Sonne. Im Mittelkreis lag eine große Plane, auf der Daum neben der klassisch-kölschen Verabschiedung „Mach et joot, Christoph“ abgebildet war.

Über 5000 Fans wohnten der Verabschiedung bei, bereits in den Tagen zuvor hatte sich eine Vielzahl in das vor dem Stadion ausgelegte Kondolenzbuch eingetragen. Neben den zahlreichen Reden – auch von Bundesminister Cem Özdemir, der die sozialen Verdienste Daums hervorhob – sorgten die Kölner Kultband „Höhner“ sowie das „Turkish Chamber Orchestra and Choir“ für die passende musikalische Untermalung.

Daum, der als Spieler nie über die Oberliga hinauskam, begann seine Trainerkarriere Mitte der 1980er-Jahre in Köln, wurde mit gerade 32 Jahren Chefcoach und schnell zum Bayern-Jäger Nummer eins. Er prägte legendäre Meisterschaftsfinals wie 1992 mit dem VfB oder 2000 im Drama um die verspielte Meisterschaft von Leverkusen in Unterhaching.

„Wer sich wie Christoph Daum an den Grenzen das Machbaren bewegt, um diese verschieben zu können, begeht bisweilen auch Fehler“, sagte Neuendorf.
SID

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