Und jetzt der FC Bayern Deutschland

von Redaktion

Basketballer rüsten sich mit neuen Ideen für den Angriff auf Europa

Der MVP bleibt: Carsen Edwards. © Imago

Nur der Farbton stimmt noch nicht: Neu-Bayer Johannes Voigtmann. © IMAGO/Porcelli

Zur Not mit Magie: Gordon Herbert will nach der Nationalmannschaft nun auch den FC Bayern auf den Gipfel befördern. © Brandt/dpa

München – Für einen kurzen Moment musste auch Marko Pesic ein bisschen schmunzeln. Der Basketball-Chef des FC Bayern hat in seiner Karriere ja schon so Manches erlebt. Doch was sein Trainer Gordon Herbert da von der Testreise nach Slowenien zu berichten hatte, das war auch für Pesic neu. Nach dem Turnier in Ljubljana hatte Herbert mit den Bayern einen Teambuilding-Tag eingelegt. Höhepunkt: eine Weinprobe. „Da habe ich noch keinen Trainer gehabt, der für solche Dinge offen war.“

Vorstellbar, dass solche Dinge Gewicht bekommen können. Man geht einer Saison mit 80 bis 90 Spielen und unzähligen Reisen entgegen. Das fällt natürlich leichter, wenn man die Zeit gerne miteinander verbringt. Doch: Es ist nicht zuletzt auch diese Atmosphäre des Ungewöhnlichen, des Neuen, die die Münchner Macher in diesen Tagen mit einem Lächeln auf die, in einer Woche (20.9.) mit der Partie gegen Chemnitz beginnende neue Saison blicken lässt. Man fühlt sich gerüstet für die Herausforderungen, die nicht zuletzt auch wegen des anstehenden Einzugs in den SAP-Garden noch ein bisschen größer werden.

Das will man nun tunlichst auch beim abschließenden Testturnier am Wochenende auf Zypern beweisen, wo man sich an Maccabi Tel Aviv und dem amtierenden Euroleague-Champion Panathinaikos Athen an zwei absoluten Schwergewichten Basketball-Europas versucht.

Was für eine schnelle Entwicklung spricht: Die Bayern blieben personell relativ konstant. Vor allem der deutsche Kern um Andi Obst und Nick Weiler-Babb blieb an Bord beziehungsweise wurde noch um Ausnahmetalent Oscar da Silva und Weltmeister-Center Johannes Voigtmann ergänzt, die sich und den Trainer aus drei Sommern mit der Nationalmannschaft bestens kennen. Das stimmt auch Kapitän Vladimir Lucic zuversichtlich. „So wird es deutlich schneller gehen, das neue System des Trainers zu verankern“, sagte er. Dass mit ihm selbst, Devin Booker oder auch Playoffs-MVP internationale Kräfte an Bord sind, die bereits zusammengespielt haben, wird sein Übriges tun.

Lediglich auf der Schlüsselposition der Point Guards fangen die Bayern – mal wieder – von vorne an. Israel-Talent Yam Madar, derzeit leicht verletzt, muss sich noch an verantwortungsvoller Stelle beweisen. Doch dafür holten sich die Münchner neben ihm ja auch Erfahrung an Bord. Shabazz Napier, der sich beim Turnier in Ljubljana schon ein bisschen zeigen konnte, kennt die Königsklasse ja schon aus Mailand und Belgrad. Wohl nicht zuletzt auch deshalb wollte Trainer Gordon Herbert gerade ihn in seinem Ensemble haben.

Klar: Herbert wird sich schnell mit dem von ihm angekündigten schnellen, aggressiven Spiel, aber auch mit Ergebnissen beweisen müssen. Aber vor allem beim Basketball-Chef Marko Pesic – und das ist bei den Bayern traditionell ein entscheidender Punkt – genießt der Kanadier tiefes Vertrauen. Unvergessen ist das Viertelfinale der Saison 2017/18 als die Bayern gegen Herberts Frankfurter hauchzart vor dem Aus standen und Pesic dem Coach des Gegners fast schon eine Liebeserklärung ausstellte. So klingen die Dinge beim Basketball-Chef auch jetzt durchwegs positiv: „Es ist noch früh – aber ich habe ein wahnsinnig gutes Gefühl.“

Klar ist aber auch: Man wird vor allem in Europa liefern müssen. Das hat auch Präsident Herbert Hainer festgestellt. „Die Euroleague-Playoffs wieder nicht zu schaffen, wäre eine Enttäuschung.“ Derlei Druck allerdings schreckt zumindest Trainer Gordon Herbert nicht. „Ich bin ein kanadischer Hockey-Guy“, sagte er, „ich halte schon einiges aus.“

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