Zurück bei der alten Liebe

von Redaktion

Robin Gosens ist wieder in der Wunschheimat Italien – nun geht es zum Ex-Club Bergamo

Auch in neuen Farben beweglich: Gosens im Lila des AC Florenz. © Paolone/dpa

Florenz – Als die Babysitze fehlten, war Robin Gosens endgültig wieder in Italien angekommen. Nach seinem emotionalen Blitzwechsel war der Neuzugang der AC Florenz gerade erst gelandet, stieg in den Mietwagen – doch von den bestellten Sitzen für seine Kinder keine Spur. „Die konnten auch nicht aufgetrieben werden. Nach dem zehnten Anruf habe ich aufgegeben. Da habe ich gewusst: Wir sind wieder in Italien“, erzählte der 30-Jährige im Podcast Copa TS und lachte laut.

Gosens liebt die italienische Lebensart dennoch von ganzem Herzen. „Ich habe direkt wieder mit den Händen geredet. Das macht man automatisch“, sagte der 20-malige Nationalspieler, der viereinhalb Jahre für Atalanta Bergamo spielte. Genau dort also, wo ihn am Sonntag (15.00 Uhr) sein erstes Auswärtsspiel mit der Fiorentina hinführt. „Wie kann es auch anders sein?“, so Gosens über die Laune des Schicksals.

Doch hinter dem Verteidiger liegen nicht nur lustige Tage. Zu schnell, zu hektisch lief der Abschied von Union Berlin. Am letzten Tag der Transferperiode hätte Gosens eigentlich gegen St. Pauli spielen sollen, gönnte sich vorher noch einen Mittagsschlaf. Als er aufwachte, habe er „Gott weiß wie viele Anrufe von meinem Berater“ gehabt. Dann ging alles ganz schnell. Als sich die Alte Försterei mit Fans füllte, unterschrieb er den neuen Vertrag: „Das war an Absurdität nicht zu überbieten.“

Und doch alternativlos, denn: „Paradoxerweise haben sich meine Familie und ich in Deutschland nicht wohlgefühlt, obwohl ich Deutscher bin“, sagte der 30-Jährige bei seiner offiziellen Vorstellung beim Serie-A-Verein. „Berlin war für uns nie ein Zuhause, so wie es Italien war. Deshalb war der Wunsch sehr groß, hierher zurückzukehren.“

Was er aber ausdrücklich auf das Leben bezieht. Die Episode bei Union will er nicht missen. „Ich habe es jede Sekunde geliebt, mich für diesen Verein zu zerreißen“, schrieb Gosens bei Instagram. Was er auch mit Leistung untermauert haben will. „Das vergangene Jahr war auf individueller Ebene eine wichtige Saison, mit immerhin sieben Toren und vier Vorlagen.“ Als Verein allerdings hatte Union heftig enttäuscht: Der Champions-League-Starter konnte erst am letzten Spieltag den Klassenverbleib in der Bundesliga sichern.

Absurd allerdings blieb der Vorgang seines Wechsels gleichwohl. Das ging auch nach dem Abschied aus Berlin so weiter. Am Samstag flog Gosens nach Florenz, am Sonntag stand er bereits in der Startelf. „Auf dem Platz, das ist keine Lüge, kannte ich noch nicht alle Namen meiner Mitspieler“, verriet er. Das hinderte ihn freilich nicht daran, gleich bei seinem Premierenauftritt in der Nachspielzeit das 2:2 zu erzielen. Später im Hotelzimmer habe er „eine kleine emotionale Leere“ angesichts dieser verrückten 36 Stunden gespürt.

Doch nun blickt Gosens wieder voll nach vorne. Das Gastspiel in Bergamo, wo er 2020 den Ausbruch der Corona-Pandemie hautnah erlebte und 157 Spiele für Atalanta absolvierte, wird nur der Anfang. Schon jetzt freut er sich auf das Wiedersehen mit dem nächsten prominenten Italien-Legionär Mats Hummels, der ebenfalls am Sonntag (12.30 Uhr) in Genua für AS Rom debütiert. Für das direkte Duell im Oktober sei der Trikottausch bereits vereinbart.

Bereut hat Gosens seinen Wechsel jedenfalls nicht, auch wenn er Union „vermisse“, wie er betont. In Florenz aber freue er sich auf Land, Leute – und darauf, seinen Sohn wegen der Sprache „in einen italienischen Kindergarten“ bringen zu können. Wenn denn bis dahin der Babysitz da ist.
SID/DPA

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