Von wegen Stallorder: Piastri war der überragende Mann in Baku. © Kolesnikova/AFP
Baku – Sieger Oscar Piastri raste um die Kurven von Baku, wehrte die Angriffe von Charles Leclerc in etlichen Rad-an-Rad-Duellen ab, die Helden aus der zweiten Reihe waren mal wieder in Top-Form – weiter hinten im Feld feierte Lando Norris im Schneckenrennen um den WM-Titel den nächsten kleinen Erfolg gegen Max Verstappen. Der McLaren-Pilot holte in der turbulenten Schlussphase nach einer großen Aufholjagd noch Rang vier – Weltmeister Verstappen wurde nur Fünfter und verlor erneut an Boden.
Drei Punkte machte Norris auf Verstappen gut, obwohl er nur von Rang 15 gestartet war. Der Brite geht nun mit 59 Zählern Rückstand in die letzten sieben Saisonrennen – und der Rivale hat eindeutig große Probleme mit seinem Red Bull. Mit Sieger Piastri im McLaren und Ferrari-Star Leclerc konnte Verstappen überhaupt nicht mithalten, dass am Ende sogar Norris von weit hinten vorbeizog, war eine Blamage.
„Das war definitiv eines der besten Rennen meiner Karriere“, sagte Piastri, der überhaupt auf einem Hoch unterwegs ist: In fünf der vergangenen sieben Rennen stand er auf dem Podest, zwei davon gewann er. Für Leclerc war das enge Duell „ein Genuss“.
Für Red Bull hatte lange Zeit wenigstens Sergio Perez aussichtsreich auf Rang drei gelegen, ein Crash mit Carlos Sainz im Ferrari brachte ihn in der vorletzten Runde aber um den Lohn. Und Red Bull bekam am Sonntag endgültig die Quittung für die schwachen Leistungen der vergangenen Wochen: McLaren zog im Kampf um die Team-WM erstmals in diesem Jahr vorbei. George Russell im Mercedes erbte durch den späten Unfall den dritten Podestrang.
Es war ganz lange ein ungewöhnlich ereignisloses Rennen auf dem schnellen Stadtkurs, der so oft Safety Cars und Rennunterbrechungen provoziert hatte.. Norris hatte nach seinem aufgrund einer Gelben Flagge verpatzten Qualifying auf „ungewöhnliche Ereignisse“ im Rennen gehofft, zunächst allerdings startete er von Position 15 eine völlig erwartbare Aufholjagd: Mit dem schnelleren Auto hatte er früh im Rennen keine Probleme, Plätze gutzumachen, schon nach acht Runden war er Zehnter.
Verstappen auf Rang fünf klagte indes über sein Auto, es habe „null Biss“, echte Attacke war offenbar nicht möglich. Es folgte die Zeit der ersten Boxenstopps, die meisten Piloten tauschten ihre Medium-Reifen gegen Hards ein – Norris indes war bereits auf harten Reifen gestartet.
Er rutschte damit zunächst auch vor Verstappen, war in der Folge auf seinen alten Reifen aber langsamer unterwegs und büßte seinen Vorsprung Stück für Stück wieder ein. Norris konnte den Rivalen allerdings aufhalten, bis er selbst an die Box ging. Mit frischen weichen Reifen machte er sich noch einmal auf die Jagd, kam immer näher, und drei Runden vor Schluss ging er tatsächlich am Weltmeister vorbei.
An der Spitze entwickelte sich ein unerwartetes Duell, das Piastri knapp gegen Leclerc für sich entschied.
SID