Vielleicht, sagte Lewis Holtby, hätte er seinen guten alten Bekannten Harry Kane nicht umarmen sollen vor der Partie, womöglich wäre ohne diese Extra-Wünsche alles anders gekommen. Es hätte vielleicht keine Kane-Vorlage zum Blitztor von Jamal Musiala nach 14 Sekunden gegeben, und auch keinen Dreierpack des Stürmers beim 6:1 in Kiel? Vermutlich hat es keinen Unterschied gemacht, denn das Duo Musiala/Kane, zusammen knapp eine viertel Milliarde Euro wert, ist aktuell nicht zu bremsen und setzte klare Statements.
Allen voran Musialas Gruß an Chefkritiker Didi Hamann hätte besser kaum sein können. Auch wenn Manuel Neuer sagte „Jamal muss keine Antworten geben, denn wir sehen Woche für Woche, was für ein Weltklasse-Spieler er ist“, folgte der Geniestreich in der ersten Minute genau zur rechten Zeit. Statistiker schrieben vom drittschnellsten Bayern-Tor der Bundesliga-Geschichte, Musiala genoss und schwieg. Vincent Kompany betonte: „Wir stehen zu 300 Prozent hinter ihm.“
Auch Kane ließ Musiala auf seinem ersten Ball, den er in der laufenden Spielzeit mit nach Hause nahm, unterschreiben. „Mein Sohn kriegt ihn, er fängt gerade an zu kicken“, sagte der Stürmer, der nach drei Spieltagen bereits bei vier Bundesliga-Treffern steht. Die Hochrechnung ergibt einen Wert von jenseits der 41-Tore-Marke von Robert Lewandowski. Kane lachte: „36 Tore ist die Marke, die es zu überbieten gilt.“ Aufgestellt in seiner Premieren-Saison im roten Trikot. Damals war Kiel noch Zweitligist, seit Samstag ist der Aufsteiger der 17. von den 17 aktuellen Liga-Gegnern, gegen den Kane getroffen hat. Ganz nebenbei sammelte er seine Torbeteiligungen Nummer 47 bis 50 im 35. Bundesliga-Spiel und überholte Erling Haaland. Und Holtby? Der sicherte sich das Trikot von Kane. Ein schönes Souvenir, immerhin.
H. RAIF