Löwen-Tristesse: Giannikis wackelt

von Redaktion

Trainer bekommt wohl noch Bielefeld – Geldstrafe nach Kurven-Ärger?

Himmel hilf! Findet 1860-Trainer Argirios Giannikis noch einen Weg aus der Krise? © Stefan Matzke / Sampics

München – Verlassene Trainingsplätze, Dauerregen, ein gefühlter Novembertag. Die Tristesse, die die Grünwalder Straße 114 am freien Montag ausstrahlte, passt zur misslichen Lage, in der sich der TSV 1860 seit der 2:3-Heimpleite gegen Dynamo Dresden befindet. Vorletzter Platz in der Tabelle, der Trainer in der Kritik, der Präsident abgetaucht, der Posten des Hauptgeschäftsführers unbesetzt, und vom DFB droht eine weitere Geldstrafe, weil das Spiel am Samstag mit 30 Minuten Verspätung angepfiffen wurde. Ist der Verein von allen guten Geistern verlassen? Im Umfeld macht sich Resignation breit. Bei so vielen Problemen ist es nicht leicht, den Überblick zu behalten. Wir beleuchten die akuten Brennpunkte.

Trainerfrage

Am Samstag, kurz nach dem Schlusspfiff, deutete Sportchef Christian Werner an, mit Argirios Giannikis weitermachen zu wollen. Im Interview mit MagentaSport empfahl er: „Es ist jetzt ganz arg wichtig, ruhig zu bleiben.“ Unsere Zeitung weiß: Intern wird das Thema nicht ganz so ruhig behandelt, in den Gremien sehr wohl über die sportliche Krise beraten. Am Geld würde ein Trainerwechsel wohl nicht scheitern, doch so weit ist es noch nicht. Dass Giannikis noch Bielefeld bekommt (Samstag, 16.30 Uhr), ist wahrscheinlich, bei einer weiteren Niederlage stehen die Zeichen jedoch auf Trennung.

Kurven-Ärger

Bereits zum dritten Mal in diesem Jahr sprengte ein Spiel mit 1860-Beteiligung den Ablaufplan des DFB. Am 6. April, vor dem Heimspiel gegen Köln (3:1, zugleich der letzte Heimsieg), war es eine defekte Lautsprecheranlage, die zum verspäteten Anpfiff führte – ein Problem, das der Stadt als Vermieterin anzulasten war. Drei Wochen später, vor dem 0:2 in Unterhaching, waren es dann Löwen-Fans, die für einen um 26 Minuten verzögerten Anpfiff sorgten. Endlos-Debatte um ein Banner, das die Fluchtwege behinderte. Und was war am Samstag der Grund für den auf 14.30 Uhr verschobenen Spielbeginn? Gerüchte über unerwünschte Fahnen oder verbotene Symbole machten die Runde, doch unsere Zeitung weiß: Alles viel banaler. Das hohe Polizeiaufkommen vor der Kurve sorgte für eine Trotzhaltung bei den Treuesten der Treuen; Kein Ultra lässt sich gerne vor einer uniformierten Übermacht durchsuchen. Die Löwen schickten gestern eine Stellungnahme an den DFB, um eine Geldstrafe wird der Verein wohl trotzdem nicht herumkommen. Richtwert: Der Vorfall im Unterhachinger Sportpark kostete die Löwen damals 18 100 Euro.

Führungsvakuum

Dass Fans vor Abpfiff das Stadion verlassen, kommt überall auf der Welt vor. Kann ja im Einzelfall Gründe haben, die über Ergebnisfrust hinausgehen. Schwierig wird es, wenn der Präsident aufsteht und geht, nachdem sein Team vorentscheidend in Rückstand geraten ist. So wie Robert Reisinger am Samstag nach Dresdens Tor zum 1:3. Reisinger wurde seine Stadionflucht hier und dort negativ ausgelegt, als Symbolbild für den Zustand des Vereins macht das von oben geschossene Foto die Runde. Unsere Zeitung weiß aber: Reisingers Abgang in der 70. Minute hatte familiäre Gründe, er hatte bereits in der Pause angekündigt, vorzeitig gehen zu müssen. Womöglich hätte er ohne den verzögerten Anpfiff bis zum bitteren Ende ausgeharrt; ist ja nicht die erste Niederlage, die er als Oberlöwe erleidet. Spannender wäre eine Antwort auf die Frage, wann mit einem Nachfolger für den entlassenen Oliver Mueller zu rechnen ist – und ob es schon Kandidaten gibt. Was öffentliche Statements angeht, gilt Reisinger aber tatsächlich als abgetaucht. Selbst im Lager seiner treuen Unterstützer wird seine Art der Kommunikation kritisch gesehen, so hört man.
ULI KELLNER

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