Traf doppelt zum Einstand: Michael Olise. © IMAGO
München – Für die Kleiderwahl an seinem ersten Abend als Trainer in der Champions League hatte Vincent Kompany nach eigenen Angaben keine Sekunde Zeit verschwendet. Und trotzdem setzte er mit seinem Outfit an der Seitenlinie am Dienstagabend in der Allianz Arena ein Statement. Ein knallroter FC Bayern-Pullover blitzte aus der Bomberjacke des 38-Jährigen hervor – Kompany bekannte Farbe zu dem Club, den er in diesem Wettbewerb am liebsten bis 31. Mai 2025 begleiten will. Das „Finale dahoam“ war beim Auftaktspiel der neuen Liga-Phase noch weit weg, aber der Start in die Mission eindrucksvoll gelungen. Wenn auch das ungefährdete 3:0 zur Halbzeit gegen Dinamo Zagreb kurzzeitig hektisch wurde: Am Ende stand ein 9:2. Vier Treffer: Harry Kane.
Der Engländer (20.), Raphael Guerreiro (35.) und Michael Olise (38.) hatten mit ihren Treffern eigentlich schon vor der Pause für Klarheit gesorgt, nach zwei schnellen Gegentreffern durch Bruno Petkovic (49.) und Takuya Ogiwara (50.) aber war Alarm – bis Kane (57./73./78.), Olise (61.), Leroy Sané (85.) und sogar Leon Goretzka (90.) erneut trafen. Am Endesahen 75 000 Zuschauer in der Allianz Arena den 21. siegreichen Start einer Bayern-Mannschaft in eine Königsklassen-Saison und ein Spektakel. In allen drei Wettbewerben sind die Bayern ungeschlagen.
Als „großen Traum“ hatte Sportvorstand Max Eberl das Endspiel im eigenen Stadion vor Anpfiff bezeichnet und hinzugefügt: „Auch die Fans dürfen träumen.“ Der Weg ist weit, aber Kompany wirkt, als habe er einen klaren Plan. Im Vergleich zur Kiel-Reise tauschte er am Dienstag drei Mal das Personal, für den verletzten Sacha Boey, Kingsley Coman und Joao Palhinha rückten Raphael Guerreiro, Olise und Aleksandar Pavlovic ins Team. Guerreiro übernahm den Posten rechts hinten, Kimmich durfte im Mittelfeld bleiben. Generell aber agierten die Bayern zunächst flexibel und variabel, mit hohem Tempo, viel Lust und guten Ideen.
Teilweise 70 Prozent Ballbesitz zeigte die Statistik für die Hausherren, bei denen Manuel Neuer früh hart auf den Rücken prallte und in der Pause drinnen blieb. Der erste Schuss kam von Jamal Musiala (3.) und sorgte für die erste von diversen VAR-Eingriffen. Sein Treffer war aus Abseitsposition entstanden, genau wie der zehn Minuten später von Serge Gnabry (16.). Da allerdings Pavlovic vor der Szene gefoult worden war, gab es Elfmeter. Nicht Gnabry, sondern Kane war dann der Torschütze: Der Engländer erzielte vom Punkt aus seinem 30. Königsklassen-Treffer. Es sollten weitere folgen.
Die Bayern ließen dennoch nicht locker – und waren hinten wach, wenn Zagreb hauchzarte Versuche startete. Ein Guerreiro-Schuss ging knapp vorbei (22.), über einen Chipball von Gnabry und einer Brust-Weiterleitung von Jamal Musiala landete der Ball erneut beim Portugiesen, der per Drop-Kick einnetzte (34). Vier Minuten später legte Debütant Olise nach: Eine butterweiche Flanke von Kimmich köpfte der Franzose ein.
Es hätte ein ruhiger Abend werden können, wurde es aber nicht. Als Sven Ulreich im Tor stand, klingelte es gleich zwei Mal in zwei Minuten. Zu leicht ging es für Zagreb durch das Mittelfeld, bei beiden Treffern sah die Abwehr nicht gut aus. Eine Parade von Ulreich verhinderte den schnellen Ausgleich. Kanes 4:2 war wichtig; Olise und der Engländer vom Punkt legten nach, ehe auch noch Rückkehrer Sané sogar Goretzka trafen. Eine grandiose Antwort auf den Schock – und irgendwie auch ein Statement. Die Kompany-Bayern können auch wieder aufstehen.
HANNA RAIF, MANUEL BONKE