Ein Mann für die Sterne

von Redaktion

Kane macht seine Kinder froh – und verrät sein Elfmeter-Geheimnis

Da is‘ das Ding: Kane mit dem Vier-Tore-Ball. © IMAGO

Bild des Abends: Harry Kane – und der Elfmeterpunkt. Gleich drei Mal netzte er den ruhenden Ball ein. © IMAGO

München – Die Heimfahrt von der Allianz Arena zog sich in der Nacht zum Mittwoch – auch für die Stars. Jamal Musiala etwa musste noch um 00.30 Uhr aus dem Autofenster heraus bei dichtem Verkehr für Selfies posieren, und Harry Kane wird auch erst nach 1 Uhr daheim in Baierbrunn angekommen sein. Nur ein paar Stunden Schlaf also blieben dem 31-Jährigen nach seiner Vier-Tore-Gala beim 9:2 (3:0) des FC Bayern gegen Dinamo Zagreb, bis der Trubel im Hause Kane wieder losging. Dass Daddy am Mittwochmorgen aber auch unausgeschlafen der Größte war, ist nur logisch. Denn er hatte das Objekt der Begierde für seine vier Kinder mitgebracht: Den Ball mit den Sternen.

„Die Kinder werden happy sein, sie wollten genau diesen Ball“, hatte der Bayern-Stürmer am Dienstagabend angekündigt, ehe er in die Nacht verschwunden war. Schon von der Dienstreise nach Kiel am Samstag hatte er als Dreifachtorschütze einen signierten Ball mitgebracht, nach den vier Treffern zum Auftakt wird nun auch im Kane‘schen Garten auf Königsklassen-Niveau gekickt. Sieben Tore in zwei Spielen – das ist eine Bilanz, die selbst für einen Torjäger wie den Engländer nicht alltäglich ist. Auch wenn diesmal drei (!) Elfmeter dabei waren, gab es freilich Lob von allen Seiten. Allen voran von CEO Jan-Christian Dreesen, der sagte: „Das hat heute eine Kategorie gehabt, die war außergewöhnlich.“

Kane war vor 75 000 Zuschauern der Hauptdarsteller einer Partie, die in vielerlei Hinsicht historischen Charakter hatte. Dreesen hatte in den Katakomben einen Hinweis auf ein Spiel bekommen, das 52 Jahre zurücklag: 9:0 hatten die Bayern 1972 im alten „Europapokal der Landesmeister“ gegen Omonia Nikosia gewonnen, damals hatte Gerd Müller fünf Mal eingenetzt. Drei Treffer vom Punkt aber sind für einen Akteur des FC Bayern bisher einmalig – und für Kane natürlich auch. Nebenbei zog er mit seinem Champions-League-Treffern 30 bis 33 als bester Engländer an Wayne Rooney vorbei. Sein eigenes Fazit: „Wann immer man in einem Atemzug mit Rooney erwähnt wird, hat man etwas richtig gemacht.“

Wie der Großteil seiner Kollegen hatte Kane am Dienstag so gut wie alles richtig gemacht. „Er macht da weiter, wo er aufgehört hat. Das Spiel, wie wir spielen, kommt ihm auch zugute“, sagte Sportvorstand Max Eberl. Der erste Elfmeter (20.) eröffnete die Münchner Torflut, wichtiger aber war der zweite, der nach zwei schnellen Gegentreffern die Vorentscheidung zum 4:2 brachte. „Beim dritten wusste ich dann nicht mehr, in welche Ecke ich den Ball schießen soll“, verriet Kane hinterher. Er entschied sich für die linke und traf so eiskalt wie schon bei den beiden zuvor.

Das kurze Grübeln hatte sich der Torjäger sowieso nicht anmerken lassen. „Ich trainiere viele Elfmeter, ich habe da eine genaue Routine“, erzählte er nach Abpfiff; bewusst versucht Kane im Spiel, „im eigenen Muster zu bleiben und genau das zu machen, was ich auch im Training mache“. Im Vergleich zur Vorsaison, in der er neun Elfmeter schoss, hat er seine Routine aber etwas verändert: „Ich versuche, den Torwart mehr auszugucken und darauf zu reagieren, in welche Ecke er springt.“ Manchmal entscheide er spontan, manchmal aber auch schon vor dem Spiel.

Gegen Zagreb war es eine perfekte Mischung. Eine so gute, dass die Kinder ein neues Spielgerät bekamen – und Eberl sogar Bauhilfe anbot. „Er soll ruhig weiter mit Bällen rausgehen, wir helfen auch, bei der Garage anzubauen, wenn es sein muss“, sagte der Sportvorstand. Kane wird das beim Wort nehmen, denn er kündigte schon an: „Es sollen noch ein paar dazu kommen.“
HANNA RAIF, MANUEL BONKE

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