Ex-Löwen als Brandbeschleuniger?

von Redaktion

Gleich vier ehemalige Sechzger möchten mit Bielefeld die 1860-Krise verschärfen

Wie lange hält 1860-Sportchef Christian Werner (r.) noch an Trainer Argirios Giannikis fest? © Sampics

Umklammert von zwei Ex-Löwen: 1860-Verteidiger Leroy Kwadwo (M.) versucht den Ball gegen Marius Wörl (l.) und Christopher Lannert zu behaupten. © Gamel/IMAGO

München – Zumindest das Wetter zeigte sich am Mittwochmorgen in Giesing wieder von seiner freundlicheren Seite. Ansonsten ist die Grünwalder Straße 114 derzeit von Tristesse umgeben. Platz 19 in der 3. Liga, vier Pleiten in fünf Spielen, fehlender Finanz-Geschäftsführer. Hinter den Kulissen brodelt es. Einhergehend mit der sportlichen Misslage steht Löwen-Coach Argirios Giannikis massiv unter Druck. Noch genießt der 44-Jährige öffentlich das Vertrauen von Sport-Geschäftsführer Christian Werner, leitete die Trainingseinheiten am Dienstag und Mittwoch in seiner sachlichen, ruhigen Art. In der heutigen Pressekonferenz wird sich Giannikis den Fragen der Pressevertreter stellen.

Das viel zitierte „Endspiel“ für in die Kritik geratene Trainer – am Samstag in Bielefeld (16.30 Uhr) ist es für Giannikis wohl so weit. Nach Informationen unserer Zeitung droht dem Deutsch-Griechen bei einer weiteren Niederlage auf der Alm der Rausschmiss. Unabhängig von der Trainer-Personalie erwartet die Sechzger am Samstag eine Mammutaufgabe. Die Bielefelder sind noch ungeschlagen, gewannen zuletzt beim bis dato verlustpunktfreien Spitzenreiter Erzgebirge Aue mit 3:1.

Den Treffer zum Endstand markierte dabei Marius Wörl, Löwen-Eigengewächs und im Sommer 2023 zum Nulltarif nach Ostwestfalen gewechselt. Sechzig schaffte es damals nicht, das vielversprechende Talent langfristig an den Verein zu binden, die Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung scheiterten. Dass ein ehemaliger 1860-Spieler beim Gegner aufläuft in der 3. Liga, ist per se nichts Außergewöhnliches. Dass allerdings gleich vier Akteure, die vor Kurzem noch in München-Giesing spielten, beim direkten Kontrahenten unter Vertrag stehen, hat Seltenheitswert, sofern der Gegner nicht Unterhaching heißt.

Denn neben dem angesprochenem Wörl, schnüren auch Christopher Lannert, Semi Belkahia und Merveille Biankadi für Bielefeld die Schuhe. Wobei Belkahias Name bei dieser Aufzählung in Klammern gesetzt werden muss – aus unschönem Grund. Seit Januar stand der 25-Jährige nicht mehr auf dem Platz, Knieprobleme machten ihm lange zu schaffen, eine Operation im Sommer war unumgänglich – Rückkehr ungewiss. Bereits zu seiner 1860-Zeit hatte der Innenverteidiger immer wieder mit Knieproblemen zu kämpfen, riss sich bereits in jungen Jahren zweimal das Kreuzband.

Die drei anderen Ex-Löwen jedoch sind fit und brennen auf das Duell mit ihrem ehemaligen Arbeitgeber. Während Wörl in den letzten Wochen meist der starken Konkurrenz im Mittelfeld den Vortritt lassen musste und erst ein Mal in dieser Saison von Beginn an auflief, sind Biankadi und Lannert bei Trainer Mitch Kniat gesetzt. Und der offensiv variabel einsetzbare Biankadi bewies bereits in der Vorsaison, dass er keine Hemmungen hat, seiner alten Liebe wehzutun. Bei beiden Spielen gegen 1860 traf der 29-Jährige, beide Partien gewann die Arminia mit 2:0.

Bleibt abzuwarten, ob Giannikis es mit einem Erfolgserlebnis schafft, die erhitzten Gemüter bei 1860 wieder zu beruhigen. Nur ein Sieg zu Beginn der englischen Woche verschafft dem Löwencoach etwas Ruhe vor den Duellen mit Hannover II (25. September) und Dortmund II (28. September). Ansonsten könnten ausgerechnet ehemalige Löwen bei ihrem Ex-Club zu Brandbeschleunigern werden.
MARCO BLANCO UCLES

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