Goretzka schweigt und genießt

von Redaktion

Talahon-Jubel, aber keine Worte vom Torschützen – Eberl: „Gute Reaktion“

Ein Tik-Tok-Trend auf dem Rasen: Pavlovic und Goretzka imitierten „Talahons“. © IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON

München – Sprechen? Nein! „Heute nicht“, sagte Leon Goretzka, als er nach dem 9:2 (3:0) des FC Bayern gegen Dinamo Zagreb die Kabine verließ. Und wenn man den Abgang des 29-Jährigen genau beobachtete, konnte man ein kleines süffisantes Grinsen in seinem Gesicht erkennen. Der Mittelfeldspieler, der unter Vincent Kompany ins zweite, eher dritte Glied gerutscht ist, weiß nämlich genau, dass die seine Person betreffenden Fragen allen Beobachtern unter den Nägeln brennen. Zu gerne hätte man aus seinem Mund gehört, wie er die letzten Wochen auf dem Abstellgleis erlebt hat, wie er über seine Zukunft denkt und wie viel Genugtuung ihm der Treffer gab, den er als Einwechselspieler zum 9:2-Endstand erzielt hatte. Aber Goretzka wählte seinen Weg: Jubeln, schweigen und genießen.

Es mussten also andere für ihn sprechen, Protagonisten wie Bilder. Im Gedächtnis blieb vom zweiten Saisoneinsatz – der erste gegen Freiburg hatte exakt eine Minute gedauert – vor allem das Freudentänzchen mit Aleksandar Pavlovic. Der Jungstar verriet angesprochen auf den Box-Jubel hinterher: „Das ist ein Insider, ein Tik-Tok-Trend. Talahons boxen da immer so.“ In der Tat sind junge Männer, meistens mit Migrationshintergrund, unter diesem Jugend-Begriff auf Tik-Tok zu finden. Dass deren Selbstdarstellung allerdings nicht unumstritten ist und Experten bereits vor einer politischen Instrumentalisierung warnen, ließ der 20-Jährige lieber unkommentiert. Es sollte in dem Moment um gute Laune gehen. Beim Team – und vor allem bei Goretzka.

„Ich freue mich für ihn“, sagte Jan-Christian Dreesen, Max Eberl fügte mit Blick auf die letzten Wochen erstmal hinzu: „Ich habe nichts gegen Leon Goretzka.“ Trotzdem hat der (Ex-?) Nationalspieler weiterhin ein schwieriges Standing. Sowohl Pavlovic als auch Zweifach-Vorlagengeber Joshua Kimmich liefern auf der Sechs, sogar Joao Palhinha musste zum Start in die Königsklasse zusehen. Goretzka kam dann in der 81. Minute und zeigte laut Eberl „eine gute Reaktion“. Sicherheitshalber schob er nochmal hinterher: „Wir brauchen alle, um am Ende erfolgreich zu sein.“ Goretzka war da längst verschwunden.
HLR, BOK

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