Eine Nacht, die in Erinnerung bleibt: Das 9:2 zum Start in die neue Königsklasse war mehr als ein Start nach Maß. © IMAGO
Schüttelte am Dienstag viele Hände: Kompanys Debüt ist gelungen. Der junge Coach kommt an beim FC Bayern – auf allen Ebenen. © IMAGO
Ein Hoch auf uns! Torschütze Guerreiro wurde von Davies gefeiert, der ins Team rotierte. © IMAGO/Oryk HAIST
München – Für einen kurzen Moment wurde Vincent Kompany emotional. Ausgerechnet nach dem 9:2 (3:0) seiner Mannschaft gegen Dinamo Zagreb wurde der Trainer des FC Bayern damit konfrontiert, dass ihm viele Menschen den Job beim deutschen Rekordmeister nicht zugetraut hätten. Tenor: Der Club sei eine Nummer zu groß für den unerfahrenen Fußballlehrer. Selbst Sportvorstand Max Eberl hatte anfangs Zweifel, weil der 38-jährige Belgier lediglich dreieinhalb Jahre als Profi-Trainer vorweisen konnte. Zumindest in der Frühphase der neuen Saison hat Kompany seinen Kritiker verstummen lassen.
Nach besagter Frage brach aus ihm daher ein starkes Plädoyer für den Glauben an sich selbst heraus. „Ich wurde in einem armen Viertel in Brüssel geboren, mein Vater kam als Flüchtling aus dem Kongo. Wie standen da meine Chancen, einmal in der Premier League zu spielen, als Spieler etwas zu gewinnen und in der Nationalmannschaft zu spielen? Die Wahrscheinlichkeit lag bei 0,000 etwas. Und jetzt bin ich Coach. Hören Sie auf, an sich und an das zu glauben, nur weil andere Leute etwas sagen?“ Mit der Gala gegen Zagreb hat der junge Fußballlehrer nach dem perfekten Bundesliga-Auftakt mit drei Siegen aus drei Spielen bewiesen: Für ihn ist nichts zu groß. Kompany kann auch Königsklasse.
Der langjährige Abwehrchef von Manchester City hat seinem Team innerhalb kürzester Zeit eine rasante Offensiv-Taktik mit mutigen Pressing-Momenten und ein diszipliniertes Positionsspiel eingeimpft. Phasenweise wirkt dieses Vorgehen zwar riskant, bisher ist es jedoch vor allem eines: effektiv! „Wir haben sehr schnelle Verteidiger, da muss erstmal einer kommen, der das durchbricht. Wir wollen aggressiv sein“, beschreibt Thomas Müller die Kompany-Philosophie und erklärt: „Bei all dem Risiko, was man in die Spielweise hereininterpretieren kann, werden wir aus diesen Pressing-Situationen auch in Zukunft mehr Tore schießen als wir kassieren werden. Wenn du vorne fünf schießt und hinten einen kassierst, ist das ein guter Deal.“
Dass Zagreb kurz nach dem Seitenwechsel durch das hohe Münchner Anlaufen den zwischenzeitlichen 2:3-Anschluss herstellen konnte, interessierte am Dienstagabend freilich niemanden mehr – denn danach kam die Bayern-Offensive so richtig ins Rollen und ließ auch keine weiteren Gegentreffer mehr zu. „Wir haben 9:2 gewonnen, aber was für mich wirklich wichtig ist, dass wir elf Spieler auf dem Feld hatten, die bis zum Schluss zurück arbeiten“, lobte Kompany. Sportvorstand Max Eberl empfand eine „große Spielfreude. Die Jungs wollten Fußball spielen! Ähnlich wie in Kiel, sofort Aktivität drin“. Den bereits erwähnten „Wegbruch“ in der zweiten Hälfte hätte Eberl zwar nicht gebraucht, doch die Mannschaft habe nicht gewackelt – das sei für ihn die „große Erkenntnis“. Jeder weiß noch genau: Im Vorjahr hätte so ein Spiel auch leicht kippen können.
Die Tatsache, dass sich das Team trotz des Zwischen-Wacklers wieder stabilisieren konnte, war ein Grund, weshalb Vorstandschef Jan-Christian Dreesen bei Kompany nach seinem Debüt auf der großen Bühne einen zufriedenen Eindruck feststellen konnte: „Es ist spürbar, dass wir eine gute Energie haben. Man merkt auch, dass die, die nicht spielen, die Mannschaft mittragen. Du kannst die besten Einzelspieler haben, wenn sie nicht gut zusammenspielen, wirst du keine Ergebnisse erzielen. Das haben wir momentan gut im Griff.“ Kompany, dem Mann, an der an sich glaubt, sei Dank.
M. BONKE, H. RAIF