Ortsbegehung: Hainer sieht auch den neuen Boden im BMW-Park als Meilenstein. © sampics
Konstante: Bayern-Kapitän Vladimir Lucic.
Zufriedener Chef: Hainer im Gespräch mit Reporter Patrick Reichelt. © sampics
Die Macher: Hainer mit Basketball-Chef Marko Pesic (r.) und Trainer Gordon Herbert. © sampics
München – Es wird wieder ernst, am Freitag (20 Uhr) starten Bayerns Basketballer gegen Chemnitz in die neue Saison. Eine Saison, in der Präsident Herbert Hainer unbedingt noch höher hinaus will.
Herr Hainer, Ihre Basketballer ziehen in den SAP Garden, eine revolutionäre neue Halle, ein. Im alten BMW Park liegt nun ein hochmoderner Video-Glasboden. Zumindest in Sachen Infrastruktur klingt das nach einer neuen Zeitrechnung.
Ich habe ja immer gesagt: Wo der FC Bayern im Sport antritt, hat er den klaren Anspruch, die Nummer eins zu sein. Das wollen wir auch im Basketball, sowohl national als auch international. Dafür braucht es natürlich gewisse Grundvoraussetzungen, auch infrastrukturelle. Diese sind nun geschaffen.
Sportlich gehen Sie als Double-Gewinner in die Saison. Was steht im Mittelpunkt? Die Wiederholung oder doch schon Europa?
Na ja, wenn man die letzte Saison anschaut, waren wir auf der einen Seite sehr erfolgreich als Deutscher Meister und Pokalsieger – auf der anderen Seite war es schon eine kleine Enttäuschung, dass wir in der Euroleague nicht in die Playoffs gekommen sind. Ich bin der Meinung, dass die Mannschaft hier mehr Potenzial hatte. Aber wir haben weiter in die Mannschaft investiert und deshalb ist es ganz klar unser Ziel, die beiden nationalen Titel zu verteidigen und in der Euroleague in de Playoffs zu kommen.
Der Trainer spricht sogar vom Final Four…
Ja, aber er sagt auch, dass es seine Vision ist. Das geht nicht von heute auf morgen. Doch es ist unser Fernziel. Das Schönste wäre natürlich, in den nächsten Jahren ein Final Four im SAP Garden mit Beteiligung des FC Bayern zu haben..
Welcher Faktor ist der SAP Garden, kurz- und mittelfristig?
Wie erwähnt haben wir jetzt beste strukturelle Voraussetzungen. Wir haben die Möglichkeit, 11 500 Menschen für die großen Spiele in die Halle zu bringen. Das sind andere Vermarktungsmöglichkeiten, wir schaffen neue Einkommensströme und können weiter in die Qualität der Mannschaft investieren. Kurzfristig entwickelt sich sicherlich auch in der Mannschaft eine gesteigerte Motivation – weil jeder Spieler iim SAP Garden auflaufen und performen will. Ich glaube, wir werden zudem eine neue Gruppe von Fans für uns gewinnen. Hier gilt ein Dankeschön auch Red Bull, sie haben die Halle gebaut und gemeinsam mit uns diese Landmark geschaffen. Das war und ist eine ausgesprochen gute, enge und sehr professionelle Zusammenarbeit. Und ich werde mir sicher jetzt auch das ein oder andere Eishockeyspiel anschauen . .. (lacht)
Zum dritten Mal holte sich der FC Bayern Basketball einen Bundestrainer, dazu nun fünf Nationalspieler. Das erinnert an die Fußball-Vision des FC Bayern Deutschland….
Zunächst steht nur die Qualität im Vordergrund. Doch wenn wir das mit deutschen Spielern hinkriegen, ist es natürlich ideal. Die Identifikation mit den Zuschauern ist somit noch größer. Es muss deshalb schon der Anspruch sein, dass der FC Bayern Basketball die besten deutschen Spieler außerhalb der NBA in seinen Reihen hat.
Qualität ist in der Euroleague teuer bei Spitzengehältern von 3 bis vier Millionen. Für Bayern nicht zu leisten.
Das nicht, das können und wollen wir nicht. Wir müssen es anders versuchen. Über die neue Halle eben, und zum Beispiel jetzt auch mit Gordon Herbert als Trainer, der bewiesen hat, dass er eine wirkliche Mannschaft bauen kann. Darauf setzen wir nun auch beim FC Bayern.
Mit der angesprochenen Identifikation, mit dem Schaffen von Gesichtern des Vereins tat sich auch der FC Bayern durch die oft hohe Fluktuation schwer.
Das ist ein wichtiger Punkt. Im Basketball ist ja eigentlich permanent Transferperiode. Da ist es schwer, Gesichter für den Verein zu entwickeln.. Aber wir versuchen es jetzt schon, Spieler wie Andi Obst, den ich einfach klasse finde, wie Nick Weiler-Babb oder auch Niels Giffey länger an den Verein zu binden. Jetzt kommen in Jo Voigtmann und Oscar da Silva zwei weitere deutsche Nationalspieler dazu, die wir in die Bundesliga zurückholen, beide mit Verträgen für drei Jahre.
Bislang fehlt nur ein echtes Eigengewächs.
Natürlich hätten wir gerne einen Thomas Müller des Basketballs. Wir werden immer wieder neue Spieler dazu holen, aber wir wollen auch Spieler selbst entwickeln. Und einen haben wir ja jetzt im Team in Ivan Kharchenkov, der gerade mit der deutschen U18 Europameister geworden ist. Wir wollen noch mehr Kontinuität reinbringen und Charaktere für die Fans kreieren.
Basketball hatte in Deutschland stets den Ruf eine regionale, eine Nischenerscheinung zu sein. Wie sehen Sie die Rolle des FC Bayern, dieses Image abzulegen?
Da hat sich in den letzten Jahren durch die Nationalmannschaft und auch durch die Marke FC Bayern schon viel verändert. Nochmal, der SAP Garden wird auch den Sport weiterbringen, da bin ich mir absolut sicher, denn es werden Woche für Woche Tausende zu unseren Spielen kommen. Aber es geht ja nicht nur um den FC Bayern. Mir würde es gefallen, wenn es in jeder deutschen Großstadt eine gute Basketballmannschaft gäbe. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich möchte das nicht abwerten, aber an manchen Orten wird noch in Turn- oder Stadthallen gespielt. Je mehr große Arenen es gibt und je mehr Komfort wir bieten, umso nachhaltiger wird sich das Image weiter wandeln. Und wir brauchen eine bessere Visibilität, durch mehr Unterstützung zum Beispiel der öffentlich-rechtlichen Medien. Bei Olympia hatte laut ARD das deutsche Halbfinale der Männer gegen Frankreich die meisten Abrufe in der Mediathek überhaupt, insgesamt 2,4 Millionen. Es ist offensichtlich, dass das Publikum Basketball sehen will. Die Reichweite muss größer werden.
INTERVIEW: PATRICK REICHELT