Bayerns gefährliches Spiel

von Redaktion

Kompany lässt seine Stars riskant hoch pressen – anfällig in der Defensive

Bekommt aktuell viel Lob: Vincent Kompany. © IMAGO

Der FCB steht sehr hoch: Im roten Bereich des Feldes hielten sich die Stars besonders häufig auf. © WhoScored

München – Bayern spielt endlich wieder ansehnlichen Offensivfußball. 15 Tore in den vergangenen zwei Pflichtspielen – die Mannschaft von Trainer Vincent Kompany begeistert die Fans mit tempogeladenem Pressing. „Nach drei, vier, fünf Toren will die Mannschaft mehr machen“, analysierte Sportvorstand Max Eberl nach dem 9:2 zum Champions-League-Auftakt am Dienstag gegen Dinamo Zagreb. „Die Spielfreude ist da.“

Aber die Baller-Bayern haben eine Problemzone: Durch das extrem hohe Verteidigen sind die Münchner anfällig in der Defensive. Vor allem, wenn der Gegner bei Ballgewinn schnell umschalten und hinten schnell hinter die Abwehrkette spielen kann. So kam Zagreb zu zwei Treffern kurz nach der Halbzeitpause.

Bei der für viele Stars noch kräftezehrenden Idee, wie die Münchner unter Kompany Fußball spielen wollen, müsse jeder Einzelne bei „100 Prozent“ sein, erklärte Joshua Kimmich. „Wenn wir ein bisschen schlafen, dann werden wir bestraft.“

Bei den Gegentoren gegen Zagreb sahen die Innenverteidiger Dayot Upamecano und Minjae Kim unglücklich aus. Allerdings wurden sie von ihren Mitspielern auch nicht optimal unterstützt. Sechser Aleksandar Pavlovic, der laut eigener Aussage gegen Kiel (6:1) aufgrund von Oberschenkelproblemen geschont wurde, wirkte nach etwa einer Stunde mit seinen Kräften am Ende. Er tat sich in der zweiten Halbzeit schwer, die Lücken zu schließen. Zudem fehlte mit Torwart Manuel Neuer, der zur Pause nach seinem Sturz vorsichtshalber ausgewechselt wurde, ein wichtiger Stabilisator in der Defensive. Der Kapitän gibt seinen Vorderleuten viel Sicherheit und räumt notfalls eine Art Libero im letzten Moment ab.

Am Samstag (15.30 Uhr, Sky) spielen die Bayern in der Bundesliga in Bremen. Danach warten die wirklichen Härtetests auf die Münchner. Am 28. September empfängt der Rekordmeister Double-Sieger Leverkusen. Am 2. Oktober geht es in der Champions League zu Aston Villa. Danach folgen die Duelle in Frankfurt (6.10.), gegen Vizemeister Stuttgart (19.10.) und in Barcelona (23.10.).

Wird Kompany die Spielweise seines Teams gegen stärkere Mannschaften umstellen? Eberl geht nicht davon aus. „Du willst deine Art des Spiels nicht komplett vom Gegner abhängig machen“, sagte der Bayern-Boss. „Das wäre völlig absurd, wenn wir uns in solchen Spielen hinten reinstellen oder abwarten würden. A ist das nicht Bayern München. Und B, wenn du das von Spiel zu Spiel machst, dein Vertrauen, in das, was du tust, steigt, dann wirst du es auch da spielen. Zwar anders und mit noch mehr Aufmerksamkeit, weil der Gegner auch eine andere Qualität hat. Aber der Grundsatz wird der gleiche bleiben.“

Thomas Müller sieht es ähnlich: „Wir wollen aggressiv sein. Ich glaube, das sieht man. Bei all dem Risiko, dass man vielleicht hineininterpretieren kann – weil es kann immer mal was schiefgehen –, haben wir und werden wir in Zukunft aus diesen Pressingsituationen mehr Tore schießen, als wir kassieren. Wenn du vorne fünf schießt, und hinten einen kassierst, weil du mal höher stehst, ist das immer noch ein guter Deal.“
P. KESSLER, M. BONKE

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