Deutscher, schneller, erfolgreicher?

von Redaktion

Bayerns Basketballer starten in die Saison – der Trainer ahnt: Mehr Zeit wäre schön

Der Curry Europas? Yam Madar. © Imago

Aus Weiß wird Rot: Jo Voigtmann soll bei den Bayern einer der großen Führungsspieler werden. © Gora/dpa

München – Mitte der Woche sind die Dinge für Gordon Herbert ein bisschen unübersichtlich geworden. Der Trainer der Basketballer des FC Bayern hat alle 14 Profis im Training versammelt gehabt. Das war neu in einer Vorbereitung, die geprägt war vom Olympia-Sommer und diversen Blessuren. Und Herbert merkte, dass ihm ein bisschen die Zeit davon läuft. „Ich hätte gerne noch zwei Wochen mehr“, sagte er.

Aber der Wunsch bleibt unerfüllt. Am Freitag (20 Uhr) wird es für die Herbert-Bayern ernst. Und das gleich mit dem ersten Spitzenspiel. Chemnitz tritt als erster Prüfstein auf dem Glas des BMW-Parks an. Die Sachsen waren so etwas wie die Entdeckung der vergangenen Saison und werden auch in dieser Saison als einer der ersten Herausforderer der Münchner Doublesieger gehandelt. Vielleicht höher noch als Euroleague-Rivale Alba Berlin, dessen Trainer Izrael Gonzalez nach mehr als durchwachsener Vorbereitung schon mal SOS funkte.

Dinge, die es schon wenig überraschend machen, dass die 17 verbliebenen BBL-Trainer praktisch einhellig auf die Bayern als Topfavorit tippen. Zumal die Bayern das, in den nationalen Wettbewerben traditionell entscheidende, deutsche Spielerkontingent noch weiter aufgemöbelt haben. Gut, Isaac Bonga ging von Bord. Doch in Weltmeister-Center Johannes Voigtmann holten sich die Bayern einen Mann, der sich seit Jahren in Europa (Baskonia, Moskau, Mailand) auf allerhöchster Ebene bewiesen hat. Für drei Jahre hat sich der 31-Jährige an die Münchner gebunden. Genauso übrigens auch wie der aufstrebende Münchner Oscar da Silva, der nach seinem Engagement beim FC Barcelona die Rückkehr in die Heimat so manchen internationalen Optionen vorgezogen hat.

Und dann ist da ja noch Kevin Yebo, der im vergangenen Jahr beim ersten Gegner aus Chemnitz eine der großen Entdeckungen bis hin zum MVP-Kandidaten gewesen war. Alleine: Yebo hat bislang eher beschauliche Stationen wie Hamburg, Bremerhaven und Chemnitz hinter sich. Es wird spannend, zu sehen, wie er sich auf der ganz großen Bühne schlägt. So oder so – ähnlich wie im Vorjahr haben die Bayern das mit Abstand stärkste nationale Kontingent in ihren Reihen,

Klar ist nach der Vorbereitung aber auch schon: Die neuen Bayern sollen nicht nur deutscher, sondern auch spektakulärer werden. Neu-Coach Herbert setzt auf schnelles, aggressives Spiel. Wie gut das klappt, wird sicher maßgeblich auch damit zusammenhängen, wie gut die Ballverteiler funktionieren. Mit Nick Weiler-Babb hat der Kanadier dafür eine bekannte Größe aus zwei Nationalmannschafts-Sommern in seinen Reihen. Neuzugang Yam Madar, dem der nicht unbedingt hilfreiche Spitzname „Steph Curry Europas“ anhängt, ist ein Top-Talent. Doch ähnlich wie im Vorjahr Leandro Bolmaro und Sylvain Francisco fehlt ihm vor allem in der Euroleague noch die große Erfahrung.

Doch da soll Shabazz Napier aushelfen, der die Euroleague immerhin aus Mailand und Belgrad kennt. Immerhin: Der 33-Jährige soll so etwas wie der Wunschkandidat von Gordon Herbert gewesen sein. Doch: Napier stieß erst beim Turnier in Slowenien zum Team, musste seine Premiere nach drei Minuten abbrechen. Beim abschließenden Turnier auf Zypern lief es für ihn aber schon ganz vielversprechend. Doch man ahnt: Auch Napier könnte noch ein bisschen mehr Zeit brauchen. Immerhin das hat er mit seinem Trainer gemeinsam.
PATRICK REICHELT

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